Hände, die ein Smartphone halten. Die Mediensucht oder Onlinesucht fesselt dabei die Hände an das Endgerät.

Onlinesucht – die Schattenseiten der digitalen Medien

Print Friendly, PDF & Email

Das Smartphone ist einer unserer treuesten Begleiter im Alltag. Es enthält die wichtigsten privaten sowie berufliche Informationen, welche wir jederzeit abrufen können. In der Zeit von WhatsApp, Facebook und Co. sind wir rund um die Uhr erreichbar. Für viele hat es sich aber auch zu einer Art Abhängigkeit entwickelt. Denn manche Menschen sind nicht mehr in der Lage ein Gespräch zu führen, ohne dabei einen Blick auf ihr Handy zu werfen. Auch die Sucht nach Videospielen ist insbesondere bei jungen Leuten ein Problem. Aber ab welchem Zeitpunkt wird von einer Mediensucht gesprochen? Und wie wirkt sich eine Handy- oder Computersucht auf unsere Gesundheit aus?

Ab wann spricht man von Internet- und Mediensucht?

Morgens in der Bahn auf dem Weg ins Büro: Der Großteil der Fahrgäste mit gesenktem, starren Blick auf das Smartphone in der Hand. Die aktuellen News werden gelesen oder alle möglichen Social-Media-Kanäle durchstöbert. In diesem Sinne sind wir wohl alle Digital Junkies. Denn der Internet- und Medienkonsum ist so hoch wie nie zuvor und birgt deshalb auch eine gewisse Suchtgefahr. Auch die Mediensucht bei Kindern ist nicht zu unterschätzen und kann durchaus Auswirkungen auf das spätere Leben haben. Aber ab wann sprechen wir von einer Internet- oder Mediensucht?
Eine exakte medizinische Definition einer Internetabhängigkeit gibt es nicht dennoch gibt es diverse Hinweise. So wird es gefährlich, wenn man ständig daran denkt, was man  im Internet als Nächstes machen möchte, auch wenn man  gerade nicht online sein kann. Auffällig ist auch, wenn die Zeit, die jemand vor dem Rechner verbringt, immer länger wird, teilweise sieben Stunden und noch deutlich mehr. Bei solch einer exzessiven Nutzung der digitalen Medien liegt es nahe, von einer Sucht zu sprechen.

Die Onlinesucht wird häufig als Störung der Impulskontrolle angesehen und gilt demnach als Persönlichkeitsstörung. Bei Kindern und Jugendlichen sollten Eltern besonders achtsam sein.

Um ein mögliches Suchtverhalten zu erkennen, sollten Sie auf die klassischen Anzeichen und Konsequenzen einer Onlinesucht, welche als behandlungsbedürftig erscheinen, achten:

  • Steigende Online- oder Spielzeiten bis hin zur vollständigen Nutzung der Freizeit an Computer, Smartphone oder Spielekonsole
  • Online-Zeiten am Arbeitsplatz, während die eigentliche berufliche Tätigkeit vernachlässigt wird
  • Kontrollverlust der Internetnutzung
  • Entzugserscheinungen: gereiztes oder aggressives Verhalten, wenn das Handy oder der Laptop nicht verfügbar sind oder keine Internetverbindung zur Verfügung steht
  • Rückzug aus dem sozialen Umfeld
  • Nachlassende Leistungen in der Schule oder im Beruf
  • unwiderstehlicher innerlicher Zwang zur Online-Nutzung
  • zunehmende Vernachlässigung der körperlichen Pflege

Der Verdacht der krankhaften Onlinesucht besteht außerdem, wenn sich der genutzte Inhalt der Internetseiten auf Themen wie pornographisches Material, zwanghafte virtuelle Freundschaften sowie Online-Glückspiele konzentriert.

Ursachen der Onlinesucht

Die Ursachen für eine Internetsucht sind bisher kaum erforscht. Viele verschiedene Faktoren können dazu beitragen. Die Suche nach Kontakt aufgrund sozialer oder familiärer Probleme, spielt vor allem bei Kindern eine wichtige Rolle. Aber auch Menschen, die ein geringes Selbstwertgefühl verspüren und sich deshalb sozial zurückziehen, sind häufig von der Gefahr der Internet- oder Spielsucht betroffen. So wird durch das Eintauchen in eine virtuelle Welt, sowie die Fortschritte in einem Videospiel, das Selbstbild einer Person aufgebessert. Aber auch durch soziale Netzwerke ist dies in gewisser Weise möglich. Beispielsweise indem sich ein Nutzer nur von seiner besten Seite zeigt oder sogar eine komplett neue Identität annimmt. Für diese Personen besteht die Gefahr, dass die virtuelle Welt attraktiver wird als das reale Leben und so eine Verhaltenssucht auftritt.

Auswirkungen und Behandlung der Onlinesucht

Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von Anfang 2019 belegt, dass 12- bis 25-Jährige in ihrer Freizeit im Schnitt drei Stunden am Tag online sind. Am Wochenende sogar bis zu vier Stunden. Bei 270.000 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren spricht die BZgA sogar von einer problematischen Nutzung des Internets und Computerspielen. Und das kann gravierende Folgen mit sich bringen.

Folgen wie Leistungsabfälle in Arbeit und Beruf, ein Rückzug aus dem sozialen Leben sowie eine mögliche Vereinsamung aufgrund der Onlinesucht , sollten unbedingt behandelt werden. Denn in schlimmen Fällen können sogar gesundheitliche Schäden wie Schlafstörungen, Übergewicht, eine schlechte Körperhaltung sowie Depressionen auftreten. Für eine Einschätzung der aktuellen Lage, bietet der Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige Abhilfe. Für einen Selbsttest oder einen Test für Angehörige klicken Sie hier.

Sollte sich der Verdacht einer Online- oder Mediensucht erhärten, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Da es sich jedoch um ein sehr unerforschtes Themengebiet handelt, gibt es keine Funktionsnachweise der einzelnen Therapien. Kliniken in Mainz oder Bochum haben bereits eine eigene Ambulanz für Internetsüchtige eingerichtet. Zahlreiche Therapeuten haben sich mittlerweile auch auf dieses Thema spezialisiert. Um den Betroffenen behandeln zu können, ist es zunächst wichtig, dass die Person einsieht, dass sie sich auf einem gefährlichen Weg befindet.


Lesen Sie auch


Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Zuerst werden dem Betroffenen sowie seinen Angehörigen die Probleme und die Folgen einer Internetsucht aufgezeigt. Daraufhin soll er in der kognitiven Verhaltenstherapie lernen, problematische Denkmuster zu erkennen und diese zu verändern. Die Art der Therapie hängt teilweise auch von der Schwere der Sucht ab. Bei besonders drastischen Fällen, in welchen der Betroffene nahezu keinen Bezug mehr zum realen Leben, Freunden und Familie hat, ist eine stationäre Behandlung unvermeidbar. Dies ist vor allem bei einer sehr ausgeprägten Computerspielsucht sinnvoll. Gruppentherapien sind in diesem Bereich ebenfalls sehr hilfreich, da dort die Möglichkeit geboten wird, sich mit „Gleichgesinnten“ über Erfahrungen und gemeinsamen Problemen auszutauschen.

Tipps zur richtigen Internetnutzung

Um eine mögliche Internet- und Computerspielsucht zu vermeiden, sollten speziell Familien darauf achten, ihre gemeinsame Zeit sinnvoll zu nutzen. Mit diesen drei Tipps finden Sie die richtige Balance der Internetnutzung:

  1. Gemeinsam das Internet erkunden

In der ersten Zeit sollten Sie Ihr Kind nicht alleine ins Internet lassen, sondern gemeinsam altersgerechte Internetseiten besuchen. Denken Sie daran, dass ein Computer im Kinderzimmer unter anderem zu Problemen mit der Privatsphäre Ihres Kindes führen könnte.

  1. Kontrolle durch feste Spielzeiten

Die digitale Medienkompetenz von Kindern ist begrenzt. Eltern und Angehörige sollten Kinder deshalb aufklären, Medien optimal und im richtigen Umfang zu nutzen. Beispielsweise durch die Erstellung eines Zeitplans. Mit dem Nachwuchs feste Zeiten zu regeln, in welchen er im Internet surfen oder mit der Konsole spielen darf, gibt Eltern die Kontrolle. Dadurch besteht die Möglichkeit einzugreifen, falls das Kind mal wieder zu lange vor dem Bildschirm sitzt. Eine Stunde Internet und Videospiele pro Tag oder 10 Stunden pro Woche dienen als Orientierung.

  1. Interesse zeigen

Interessieren Sie sich für die Dinge, was ihre Angehörigen oder Kinder im Internet so tun. Bereden Sie, wie es momentan in der Arbeit oder in der Schule läuft und hören Sie sich die Probleme an. Wenn Sie Interesse zeigen, merkt das Ihr Gegenüber und insbesondere Ihre Kinder oder Ihr Partner wollen dann auch meist mehr Zeit mit Ihnen verbringen.

Digital Detox

Digital Detox – digitale Entgiftung – ist in aller Munde, hat sich schon oft bewährt und der ein oder andere hat es sicher schon ausprobiert. Hier finden Sie Tipps, mit denen das Digital Detox bestimmt klappt:

Smartphone-freie Zeit

Jeder kennt das. Ständig schauen wir auf unser Handy, aus Angst etwas Wichtiges zu verpassen. Die Lösung: Legen Sie für sich eine Smartphone-freie Zeit fest, in der Sie Ihr Handy in den Flugmodus schalten oder es sogar komplett ausmachen.

Smartphone-freie Räume

Ebenso wie mit der Zeit, können Sie auch mit bestimmten Räumen verfahren. Verbannen Sie zum Beispiel Ihr Handy aus dem Schlafzimmer oder der U-Bahn und nutzen Sie die Zeit für andere Dinge.

Bitte keinen Stress!

Oft entsteht der Druck, sofort auf Nachrichten zu antworten oder zu reagieren. Doch bleiben Sie entspannt und antworten Sie erst dann, wenn Sie Zeit dafür haben.

Einfach mal abschalten

Pausenlos machen sich Pushnachrichten und andere Mitteilungen auf dem Smartphone bemerkbar. Diese lenken ab, stressen und halten Sie immer in Alarmbereitschaft. Schalten Sie die entsprechenden Benachrichtigungen ab und entscheiden Sie selbst, wann und welche Nachrichten Sie lesen möchten.

Alternativen finden

Das Smartphone übernimmt viele Dienste in unserem Alltag. Morgens klingelt der Wecker des Smartphones, zum Kochen dient es als Kochbuch und wenn mal ein Navi benötig wird, bringt es uns auf schnellstem Wege zum gewünschten Ziel. All dies sind digitale Dienste, die wir in unserem Alltag auch ersetzen könnten. Kramen Sie doch mal ihren Analogen Wecker heraus. Der weckt Sie morgens genauso pünktlich wie Ihr Smartphone. Oder schauen Sie mal nach, welche Rezepte sich noch in Ihren Kochbüchern verbergen. Viele der digitalen Dienste lassen sich also sehr einfach durch analoge ersetzen.

Es klingt paradox, aber Detoxing kann auch durch entsprechende Apps unterstützt werden. Diese sollen dabei helfen den Handygebrauch zu kontrollieren und einzuschränken. Diese Helferlein können darauf aufmerksam machen, wie lange das Smartphone am Tag genutzt wurde oder wie oft Sie Ihr Handy entsperrt haben und somit ein Schritt zur Selbsterkenntnis sein.

Titelbild: © sam thomas / iStock.com

IDEAL KrankFallSchutz: Frau und Mann beim Wandern
KrankFallSchutz
  • Konstante Beiträge
  • Keine Gesundheitsfragen
  • Lebenslange Versicherungsdauer

Produkt infos