Ein Oberschenkel wird mid zwei Händen massiert.

Lymphdrainage & Kompression: Komplexe physikalische Entstauungstherapie

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Die Lymphdrainage ist eine Therapiemethode, die weit über den Wellnessbereich hinausgeht. Mit ihren gezielten Handgriffen und sanften Bewegungen unterstützt sie das komplexe System des Lymphflusses im menschlichen Körper. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Methode? In diesem Artikel beleuchten wir, warum die Lymphdrainage einen unverzichtbaren Bestandteil in der physiotherapeutischen Praxis darstellt und wie die komplexe physikalische Entstauungstherapie maßgeblich zum Wohl der Patienten beiträgt.

KPE und manuelle Lymphdrainage

Die komplexe physikalische Entstauungstherapie, kurz KPE, ist eine mehrere Komponenten umfassende Therapie zur Behandlung von Erkrankungen des Lymphsystems. Am häufigsten wird sie angewendet, um primäre oder sekundäre Lymphödeme, Lipödeme, Lipolymphödeme, unfallbedingte oder postoperative Schwellungen des Körpers zu therapieren. Bei diesen Krankheiten ist der Abfluss des Lymphgefäßsystems gestört, welches Schadstoffe im Körper filtert und abtransportiert.

Eine Lymphdrainage kommt häufig bei Krebserkrankungen zum Einsatz. Häufig handelt es sich um Brustkrebs oder Prostatakrebs.

Lymphödeme oder Lipödem?

Lymphödeme sind einseitige Schwellungen von Körperteilen, die durch die Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe verursacht werden. Sie können angeboren sein (primär) oder im Laufe des Lebens erworben werden, etwa durch eine andere zugrundeliegende Krankheit (sekundär). Die KPE hilft, die Schwellungen zu mindern und das Fortschreiten der Krankheit zu bremsen.

Ein Lipödem hingegen ist eine chronische Fettverteilungsstörung, bei der sich übermäßiges, krankhaftes Fett in Armen oder Beinen einlagert. Ein Lipödem tritt im Gegensatz zum Lymphödem nicht einseitig, sondern stets symmetrisch auf. Bei dieser Erkrankung kann die KPE die Schmerzen lindern und die Umfänge der Extremitäten reduzieren.

Im Rahmen der Rheumatologie wird auch von Lipödemen und Lymphödemen gesprochen. Die Lymphdrainage wird als Therapie angewendet.

Wie und von wem wird die manuelle Lymphdrainage angewandt?

Um den Lymphfluss wieder anzuregen und somit die Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren, wenden speziell ausgebildete Physiotherapeuten Behandlungsformen wie die manuelle Lymphdrainage an. Diese besondere Art der Massage steigert die Transportfähigkeit der Lymphgefäße, lockert verhärtetes Gewebe und beschleunigt den Durchfluss der Lymphflüssigkeit. Die gezielten Handgriffe und Massagetechniken sorgen zudem für Enstpannung und Wohlbefinden in den betroffenen Körperregionen.

Anders als bei herkömmlichen Massagen soll die manuelle Lymphdrainage primär den Lymphfluss fördern und dient nicht dazu, Verspannungen der Muskulatur lösen, weshalb auch die Grifftechniken wenig Druck erfordern. Zudem beginnt die manuelle Lymphdrainage immer im Halsbereich und bewegt sich dann in die Richtung des Ödems.

Die manuelle Lymphdrainage ist fester Bestandteil der komplexen physikalischen Entstauungstherapie. Innerhalb dieser nimmt sie einen wichtigen Platz neben anderen zentralen Bausteinen ein, wie zum Beispiel Bewegung oder Hautpflege, die maßgeblich zur Steigerung des Patientenwohls beitragen können.

Anwendung und Maßnahmen der KPE

Die KPE ist eine weitreichende und ganzheitliche Therapieform, die verschiedene Techniken kombiniert, um eine optimale Reduktion des Ödems zu erzielen. Ein Baustein dieser Behandlunsgform ist auch die manuelle Lymphdrainage.

Bei der KPE wird in zwei Phasen behandelt. Zuerst beginnt die Entstauungsphase (KPE-Phase 1), die eine tägliche Behandlung betroffener Körperstellen beinhaltet. So werden tägliche Lymphdrainagen und Kompressionsbehandlungen durchgeführt, die für eine bestmögliche Reduktion des Ödems sorgen. Je nach Stadium der zugrundeliegenden Krankheit dauert diese Phase mehrere Wochen bis Monate. Wenn danach keine weiteren Umfangsreduktionen erzielt werden, kann die Erhaltungsphase eingeleitet werden.

Die anschließend folgende Erhaltungsphase (KPE-Phase 2) dient dem Erhalt und der Optimierung des zuvor erzielten Ergebnisses. Sofern keine neuen Erkrankungen hinzukommen oder sich der Zustand des Ödems verschlechtert, besteht diese Phase lebenslänglich. Die einzelnen Komponenten der KPE werden nicht mehr täglich, aber dennoch regelmäßig angewandt, um den aktuellen Status beizubehalten.

Behandlungsablauf der KPE

Zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage umfasst die komplexe physikalische Entstauungstherapie noch vier weitere zentrale Elemente zur Verbesserung des Lymphflusses.

Kompressionstherapie

Nach jeder manuellen Lymphdrainage wird in der Entstauungsphase durch einen ausgebildeten Arzt oder Therapeuten eine lymphologische Kompressionsbandagierung angelegt, die Schwellungen mindern soll. Hierfür werden Baumwollverbände und andere polsternde Materialen verwendet und mit Kurzzugbinden fixiert. Diese lassen sich täglich aufs Neue an die veränderten Umfänge des Ödems anpassen.

In der Erhaltungsphase kommen speziell angefertigte, medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz, die einen gewissen Druck auf das Ödem ausüben, um die Lymphflüssigkeit besser abzuleiten und die Schwellung in Zaum zu halten.

Der Vorteil der sogenannten flachgestrickten Kompressionsstrümpfe ist, dass Betroffene sie selbstständig an- und ausziehen können.

Hautpflege

Damit die Haut während der Behandlungsdauer ausreichend geschützt und optimal versorgt ist, benötigen Betroffene eine spezielle Pflege, um die Hautbarriere zu stärken. Insbesondere Lymphödem-Patienten sollten auf eine gründliche Hygiene der betroffenen Stellen achten. Morgens und abends sollte die Haut gesäubert werden und eine schonende Feuchtigkeitscreme zum Einsatz kommen, um trockenen Stellen und Juckreiz vorzubeugen.


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Sport und Bewegung

Ausreichend Bewegung ist essenziell für den langfristigen Therapieerfolg. Gezielte Gymnastikübungen helfen dabei, die eingelagerte Lymphflüssigkeit besser abzuleiten. Diese werden individuell von einem Therapeuten für die Entstauungstherapie zusammengestellt.

Sport ist ein wichtiger Faktor für die Linderung des Ödems. Am besten geeignet sind Sportarten wie beispielsweise Wassergymnastik oder Schwimmen. Sie sind nicht nur besonders gelenkschonend, sondern wirken durch den Wasserdruck auch wie eine natürliche Lymphdrainage.

Außerhalb des Wassers eignen sich auch Sportarten wie zum Beispiel Wandern, Fahrradfahren, Yoga oder (Nordic) Walking. Hierbei ist es enorm hilfreich, die Kompressionsbekleidung während des Trainings zu tragen. Entscheiden Sie sich für eine schonende Sportart, die Ihnen Spaß macht, damit Sie motiviert bleiben und Ihre Beweglichkeit verbessern.

Selbstmanagement und Patientenschulung

Selbstmanagement und Aufklärung sind der Anker, der die anderen Elemente der komplexen physikalischen Entstauungstherapie miteinander verbindet. Die Lymphtherapie ist ein zeitintensives und aufwendiges Verfahren, das den Patienten viel Disziplin abverlangt.

So müssen Betroffene eigenständig Therapietermine organisieren, Übungen durchführen und auf Selbstfürsorge achten. Eine große Hilfe hierbei können Selbsthilfegruppen sein, die sich mittlerweile in beinahe jeder größeren Stadt finden lassen. Alternativ könnte Ihnen auch ein Austausch auf sozialen Medien Halt und Unterstützung geben. Ein gewisses Verständnis für die entsprechende Erkrankung ist Voraussetzung für einen Therapieerfolg.

Auch seitens der Therapeuten und Ärzte benötigt es daher einer umfangreichen Aufklärung und Schulung der Betroffenen für die verschiedensten Lebensbereiche. Sie können Ihnen wichtige Techniken vermitteln, die Sie in Eigenregie zu Hause anwenden können. Dazu zählen unter anderem die Selbstbandagierung, Gymnastikübungen oder auch Ernährungsberatung für einen ausgewogenen Lebensstil.

Kostenübernahme für die KPE

Weder das Lipödem, noch das Lymphödem können durch die KPE geheilt werden. Sie dient lediglich dazu, einer Verschlimmerung der Erkrankung entgegenzuwirken. Aus diesem Grund ist es entscheidend, die KPE langfristig durchzuführen.

Die anfallenden Behandlungskosten für die konservativen Maßnahmen werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Lediglich eine Zuzahlungspauschale fällt bei Kompressionsbekleidung und der manuellen Lymphdrainage an. Fragen Sie in diesem Falle am besten Ihre Krankenkasse nach der Kostenübernahme und dem Eigenanteil der Behandlungsmaßnahmen. Zusätzlich zur manuellen Lymphdrainage gibt es außerdem die apparative Lymphdrainage.

Die sogenannte apparative pneumatische Entstauungstherapie wird mittels einer speziellen Manschette durchgeführt, die die Beine wie eine Strumpfhose umgibt. Einzelne Luftkammern sorgen dann durch einen angeschlossenen Kompressor für einen wellenförmigen Druck, der die Muskelpumpe anregt und den Lymphfluss fördert. Für den Fall, dass eine KPE als Therapieansatz nicht anschlägt, können die Krankenkassen die Kosten für eine solchen Apparat übernehmen.

Titelbild: © Marina Khromova / iStock.com

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