Eine Frau sitzt am Lenkrad eines Autos und gähnt

Sekundenschlaf – Gefahr am Steuer

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„Nur mal kurz die Augen schließen…“ – überwältigende Müdigkeit zwingt zum Innehalten und Ausruhen. Vor allem dann, wenn ständige Belastung und Arbeit zur Übermüdung führen. Was im Alltag und auf der heimatlichen Couch ein kleiner, leicht erfüllbarer Wunsch ist, führt beim Autofahren im schlimmsten Fall zum Unfall: der Sekundenschlaf. Doch was genau ist der Sekundenschlaf? Warum ist er so gefährlich und wie kann man Sekundenschlaf vermeiden?

Was ist Sekundenschlaf?

Sekundenschlaf stellt nicht nur ein Anzeichen für Übermüdung dar. Der Körper zeigt mit diesem Signal deutlich auf einen anhaltenden Schlafmangel hin. Die Augen fallen zu, der Kopf neigt sich zur Seite oder nach vorne und für einen Moment überkommt uns ein Schwall Ermüdung, dem wir kaum widerstehen können. Sekundenschlaf, auch Mikroschlaf genannt, ist ein klares Zeichen für ein Schlafdefizit, das der Körper versucht auszugleichen, indem er uns zum Ausruhen zwingt. Allerdings hat dies in gewissen Situationen ein tödliches Ende. Jeder vierte tödliche Unfall auf Autobahnen soll laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat von Sekundenschlaf verursacht werden.

Allerdings sind die anhaltende Erschöpfung und die vorausgehenden Warnsignale des Körpers bei stetiger Übermüdung oft Teil des Alltags. Lange und stressige Arbeitstage kombiniert mit einem anstrengenden Familien- und Sozialleben können so bei jedem ein dauerhaftes Gefühl von Müdigkeit hervorrufen. Koffein und andere Wachmacher halten dabei nur bedingt gegen das Grundbedürfnis Schlaf an. Irgendwann holt sich der übermüdete Körper die Ruhe, die er braucht.

Was passiert beim Sekundenschlaf?

Beim Sekundenschlaf ergibt sich der Körper dem notwendigen Schlaf, wenn auch nur für wenige Sekunden. Eine kurze Schlafphase, die meistens zwischen 5 und 15 Sekunden andauert, während die Betroffenen eigentlich im Wachzustand sein sollten. Dieser Mikroschlaf kann sogar mit geöffneten Augen einhergehen, vor allem beim Autofahren. Grundsätzlich kann Sekundenschlaf aber überall auftreten. In vielen alltäglichen Situationen stellt dieser Zustand keine Gefahr dar, wie auf der Arbeit, in der Schule oder beim Fernsehen zu Hause.

Bei der Fahrt in einem Auto oder bei der Bedienung anderer schwerer Maschinen ist es jedoch lebensgefährlich, dem Sekundenschlaf zu erliegen. Bei einer Geschwindigkeit von 100km/h werden auf der Autobahn im Sekundenschlaf schon nach 5 Sekunden 140 Meter zurückgelegt. Eine Distanz, die über Leben und Tod entscheiden kann. Betroffene Fahrer schlafen so nahtlos ein, dass Ihnen oftmals nicht bewusst ist, dass sie weggenickt sind. Äußere Umstände, wie Beifahrer, die plötzliche Bewegung des Gefährts oder eine Kollision können die Schlafphase unterbrechen und verkürzen. Zugführer und Piloten haben im Cockpit durch die gleichmäßige Fahrt- und Flugzeit sogar Schlafphasen von bis zu 2 Minuten.

Ursachen Sekundenschlaf

Übermüdung und Schlafmangel sind die Hauptursachen für Sekundenschlaf. Doch wie es überhaupt dazu kommen kann, hat vielerlei Gründe. Gerade in der Urlaubszeit sind Unfälle durch Sekundenschlaf nicht selten. Stundenlange Autofahrten zum Urlaubsort nach einer langen Arbeitswoche, am besten noch über Nacht, sind für den Körper anstrengend und werden von den Autofahrern oft unterschätzt. Hinzu kommt, dass oft erst zu spät eine Pause eingelegt wird. Nur etwa jeder Dritte hält sich an die empfohlenen Pausenintervalle.

Umfrage - Pausenzeiten Autofahrer

Aber auch vermeintlich harmlosere Tätigkeiten oder Zustände können den Sekundenschlaf begünstigen:

  • Schweres Essen oder Alkoholgenuss
  • Nächtliche Schlafstörungen (Schlafapnoe)
  • Monotone Tätigkeit beim Sitzen (Autofahren)
  • Medikamenteneinnahme
  • Gewisse Krankheiten

Wenn sich einige dieser Ursachen untereinander ergänzen, steigt das Risiko für den Sekundenschlaf. Schweres Essen vor einer langen, monotonen Autofahrt und dazu die Einnahme von bestimmten Medikamenten kann nicht nur auf den Magen, sondern auch auf die Müdigkeit und Verfassung des Fahrers schlagen.  Eine Schlafstörung durch bspw. Schlafapnoe verstärkt die Gefahr für Sekundenschlaf zusätzlich.


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Anzeichen Sekundenschlaf

Die Anzeichen für Sekundenschlaf sollten ernst genommen werden, vor allem, weil sie oftmals subtil auftauchen. Betroffene sind oft selbst bei einer direkten Ansprache noch in der Lage, nickend zu reagieren oder zu murmeln, obwohl sich die Augen schließen. Deswegen sollten beispielsweise beim Autofahren nicht nur Fahrende, sondern auch die Mitfahrer stets auf mögliche Symptome beim Sekundenschlaf achten.

So kündigt sich der Sekundenschlaf an:

  • Augenbrennen, häufiges und/oder sehr langsames Blinzeln
  • Kälte- und Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen
  • Kopfschmerzen und allgemeine Müdigkeit
  • Sehstörungen oder eingeschränktes Sehfeld
  • Erhöhte Reizbarkeit und Risikobereitschaft

So erkennen Sie anstehenden Sekundenschlaf bei anderen:

  • Leerer Blick
  • Fallenlassen des Kopfes
  • Keine Reaktion auf Informationen
  • Übermäßiges, wiederholtes Gähnen
  • Stetiges Blinzeln
  • Körperzuckungen

Anzeichen für Sekundenschlaf beim Autofahren:

  • Schwierigkeiten, die Spur zu halten
  • Starrer Blick – Informationen wie Straßenschilder oder Ausfahrten werden nicht richtig wahrgenommen
  • Straße fühlt sich eng an
  • Unbemerkte Tempounterschiede beim Fahren
  • Übermäßige Lenkbewegungen oder andere Fahrfehler schleichen sich ein
  • Übertriebenes Schalten
  • Langsamere Reaktionszeit

Gefahr durch Sekundenschlaf

Dass Sekundenschlaf gefährlich sein kann, zeigt sich natürlich besonders in Situationen, in denen Betroffene Aktivitäten vollziehen, für die ein wacher Zustand unerlässlich sind. Das ist vor allem beim Bedienen schwerer Geräte und Maschinen der Fall. Zusätzlich gehören zu den besonders für Sekundenschlaf gefährdeten Gruppen oftmals Menschen, die einen großen Schlafmangel aufbauen. In den meisten Fällen sind dies Menschen, die schwierige und lange Arbeitszeiten haben und einen entsprechenden Schlafmangel mit der Zeit ansammeln. Das sind beispielsweise LKW-Fahrer, Taxifahrer oder anderweitige Pendler. Auch Schichtdienstarbeiter sind stärker gefährdet, denn ihr Schlafrhythmus ist durch stetig wechselnde Arbeitszeiten gestört.

Auch junge Erwachsene oder Fahranfänger unterschätzen den Sekundenschlaf beim Autofahren häufig. Während sie sonst energiegeladen Nächte durchfeiern, bleibt die Konzentration bei der Heimfahrt auf der Strecke, die Ruhe setzt nach der Anstrengung der Nacht ein und der Schlaf überwältigt die jungen Fahrer.

Einschlafen am Steuer

Dass die Gefahr des Sekundenschlafs vor allem beim Autofahren keine unerhebliche ist, zeigt eine anonyme Umfrage unter LKW-Fahrern. Mehr als 43 Prozent der Befragten gaben an, Sekundenschlaf am Steuer erlebt zu haben. Ähnliche Zahlen bestätigen der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) und die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Im Rahmen der Kampagne „Vorsicht Sekundenschlaf“ wurde eine ähnliche Umfrage unter LKW-Fahrern durchgeführt. Das Ergebnis: Rund 46 % der LKW-Fahrer sind mindestens schon einmal während einer Fahrt kurz eingenickt.

Gleichermaßen erschreckend sind die Zahlen der allgemeinen Bevölkerung. Eine weitere Umfrage des DRV und der DGSM fand heraus, dass jeder vierte von 1.000 Befragten schon einmal am Steuer eingeschlafen ist. Jeder vierte tödliche Verkehrsunfall mit einem PKW wird durch kurzzeitig eingeschlafene Fahrer herbeigeführt. Bei schweren Unfällen mit einem LKW wird jeder sechste durch einen übermüdeten LKW-Fahrer verursacht.

Rechtliches zum Sekundenschlaf

Wer also einen Unfall aufgrund von Sekundenschlaf verursacht ist damit nicht allein. Dennoch ist man dadurch nicht von der Schuld am Unfall gefeit. Wenn der Sekundenschlaf zu einer Gefährdung des Verkehrs oder anderer Verkehrsteilnehmer führt, erwartet den Fahrer je nach Delikt nach § 315c des Strafgesetzbuches (StGB) eine Geld- oder Freiheitsstrafe sowie der Entzug der Fahrerlaubnis. Somit ist der Sekundenschlaf eindeutig strafbar, wenn er zum Unfall führt. Aber auch darüber hinaus können Bußgelder drohen, wenn die Fahrtüchtigkeit nachweisbar durch Übermüdung eingeschränkt ist und den Straßenverkehr gefährdet. Bei einer Verkehrskontrolle kann es auch zum Entzug des Führerscheins kommen, wenn die Beamten Zweifel an der Verkehrstauglichkeit des Fahrers haben.  

Sekundenschlaf vorbeugen

Die einzige sichere Vermeidung von Sekundenschlaf ist dafür zu sorgen, dass ausreichend Schlaf möglich ist. Da Schlafentzug und allgemeine Übermüdung die Hauptursache für Sekundenschlaf darstellen, sollten die Ursachen dieser Probleme im Kern gelöst werden, um das Risiko für Sekundenschlaf zu verringern. Sieben bis neun Stunden Schlaf wird allgemein als gesund für einen erwachsenen Menschen angesehen. Aber auch eine Anpassung des allgemeinen Lebensstils kann helfen, den Schlaf zu verbessern und dadurch Sekundenschlaf vorzubeugen.

  • Vermeidung von Koffein und Alkohol vorm Schlafengehen
  • Ausschalten und Dimmen von Lichtern spät am Abend
  • Keine stimulierenden Aktivitäten vor dem Schlafengehen ausführen
  • Schlafzimmertemperatur (wenn möglich) regulieren

Wenn in einer allgemeinen Alltagssituation kurzfristig aufkommende Müdigkeit vermieden werden soll, helfen körperliche Aktivitäten, Bewegung und Dehnen sowie frische Luft, um wieder aktiver zu werden.

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Während der Fahrt Sekundenschlaf vermeiden

Wenn eine Fahrt geplant ist, vor allem auf Langstrecken, sollte diese nicht bereits müde gestartet werden. Mit Begleitern zu fahren, hilft grundsätzlich nicht, dem Sekundenschlaf zu verfallen. Jedoch können anregende Gespräche die Müdigkeit kurzfristig verzögern und die Wachsamkeit erhöhen. Vorteilhaft ist aber auf jeden Fall, dass sich Fahrer und Mitfahrer abwechseln können, sodass Ruhezeiten eingehalten werden. So wird vermieden, dass das Kraftfahrzeug übermüdet bedient wird und Sekundenschlaf wird vorgebeugt. Auch Musik mit schnellem Tempo oder ein spannendes Hörbuch kann das Gehirn kurzzeitig durch die Anregung stimulieren und die Müdigkeit hinauszögern. Wenn allerdings chronische Übermüdung oder Schlafstörungen vorliegen, sind diese Mittel keine ausreichenden Hilfen, sondern strengen den Fahrer zusätzlich an, was im Umkehrschluss eine stärkere Ermüdung hervorrufen kann und das Risiko für Sekundenschlaf noch erhöht. Wer sich subjektiv durch laute Musik und kühle Frischluft wacher fühlt als objektiv wahr ist, wird den Grad der Schläfrigkeit zusätzlich unterschätzen.

Bei 5 Stunden Fahrzeit sollten drei Pausen von mindestens 15 Minuten Länge eingeplant werden. Auf Koffein sollte nicht zu vertrauensselig zurückgegriffen werden, der Effekt wirkt nur kurzzeitig an und gibt ein falsches Gefühl von Sicherheit. Im Notfall sollten Fahrer, vor allem wenn kein Mitfahrer zum Abwechseln anwesend ist, lieber abfahren und einen Powernap machen, um sich effektiv von der starken Müdigkeit zu erholen und dem Sekundenschlaf aktiv entgegenzuwirken. Allerdings nicht länger als 30 Minuten – denn sonst fährt der Kreislauf zu stark herunter. Auch elektronische Warngeräte oder Rüttelstreifen auf Autobahn sind keine verlässliche Hilfe, Unfälle zu vermeiden, wenn sie als Wachhaltetaktik verstanden werden. In den meisten Fällen greifen sie erst dann, wenn es schon zu spät ist und der Sekundenschlaf eingesetzt hat. Wer Glück hat und in dem Moment elektronisch oder durch die Geräusche der Fahrt „wachgerüttelt“ wurde, sollte spätestens jetzt dringend eine Pause einlegen.

Titelbild: © metamorworks/ iStock.com

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