Junge Frau guckt traurig aus dem Fenster

Winterdepression – Ursachen, Symptome und Behandlung

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Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen in Richtung Gefrierpunkt taumeln, ist auch die Laune vieler Menschen getrübt. Oftmals wird diese Verstimmung nicht weiter beachtet und als „schlechter Tag“ abgetan. Allerdings sollte man hier vorsichtig sein, denn dem Winterblues kann auch eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegen: Die sogenannte Winterdepression. Wie sich diese vom Winterblues unterscheidet, auf welche Symptome geachtet werden muss und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, erfahren Sie in unserem Artikel.

Winterdepression, Winterblues, klassische Depression: Was sind die Unterschiede?

Eine nachdenkliche Stimmung in der Winter- und Weihnachtszeit, die auch mit einem leichten Rückzug aus sozialen Aktivitäten einhergeht, ist nicht automatisch ein Grund zur Sorge. Nicht jede depressive Phase, die in der Winterzeit entsteht, ist auch eine Winterdepression. Ein weit verbreiteter Begriff ist in solchen Fällen auch der Winterblues, den viele Menschen zeitweise verspüren. Oftmals wird er mit einer Winterdepression gleichgesetzt. Dies ist allerdings ein Fehler. Es ist daher wichtig, die Signale zu erkennen und einzuschätzen.

Im Gegensatz zum Winterblues ist eine Winterdepression eine deutlich schwerwiegendere Erkrankung.

Merkmale und Unterschiede

Im Gegensatz zu einer klassischen Depression hat die Winterdepression einige besondere Merkmale. Anhand dieser kann bei Betroffenen eine Diagnose erfolgen. So leiden Betroffene von klassischen Depressionen an starkem Appetitsverlust und damit verbundener Gewichtsabnahme. Eine Winterdepression hingegen sorgt für das Gegenteil. Heißhunger-Attacken auf Süßigkeiten mit damit einhergehender Gewichtszunahme über die Wintermonate sind wichtige Indikatoren, mit denen eine Winterdepression von einer klassischen Depression abgegrenzt werden kann.

Ein weiterer Unterschied liegt im Schlafverhalten der Betroffenen. Sowohl bei einer typischen Depression als auch bei einer Winterdepression treten schwere Schlafstörungen auf. Allerdings sind die Muster umgekehrt: Bei einer klassischen Depression kommen Betroffene trotz Müdigkeit kaum zur Ruhe und schlafen wenig. Eine Winterdepression führt hingegen zu einer äußerst hohen Schlafneigung und langen Aufenthalten im heimischen Bett.

Bei Verdacht auf eine Winterdepression im Familien- oder Freundeskreis ist es wichtig, besonders auf diese beiden Merkmale zu achten. Allerdings gilt auch: Vielen vermeintlichen Winterdepressionen liegt eine klassische Depression zugrunde. Diese kann auch in anderen Phasen des Jahres ausbrechen. Somit sollte auch nach Abklingen des Winters ein wachsames Auge auf Betroffene gelegt werden, um schwerwiegendere psychische Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen.

Winterdepression: Form einer saisonal bedingten Depression

Die Winterdepression wird auch als saisonal-affektive-Störung, auch SAD genannt, bezeichnet. Sie bezeichnet eine Art der Depression, die regelmäßig für mindestens zwei Wochen innerhalb einer bestimmten Jahreszeit auftritt. Zumeist treten solche saisonal-affektiven-Störungen im Winter auf, die Winterdepression ist hier also ein typisches Beispiel. Im Gegensatz zur normalen Depression verschwinden die Symptome einer saisonal-affektiven-Störung, sobald sich die auslösende Jahreszeit ihrem Ende zuneigt.

Winterdepression: Hormonstoffwechsel als Ursache

Der häufigste Grund für eine Winterdepression ist der Mangel an Tageslicht während der Wintermonate. Besonders, wenn der Großteil des Tages am Arbeitsplatz oder im Büro verbracht wird.

Durch den geringeren Lichteinfall im Winter wird der Zirbeldrüse schon tagsüber signalisiert, dass es dunkel ist. Sie schüttet daher das Hormon Melatonin aus. Der Einsatz von Melatonin im Körper ist im Normalfall hilfreich: Es macht den Körper müde und hilft beim Einschlafen. Bei einer übermäßigen Ausschüttung macht Melatonin jedoch auch tagsüber sehr müde und ist die Ursache des extremen Schlafbedürfnisses bei einer Winterdepression. Außerdem hat Melatonin einen Einfluss auf das Gemüt. Bei einer übermäßigen Ausschüttung wird die Stimmung der Person stark beeinflusst und kann zu einer Gereiztheit führen. Zudem trägt der Neurotransmitter Serotonin einen Anteil für das Auftreten einer Winterdepression. Für die Ausschüttung von Melatonin muss Serotonin umgewandelt werden, das sogenannte „Glückshormon“ geht dem Körper dann aber verloren.

Dieses Ungleichgewicht ist entscheidend für die Entwicklung von Winterdepressionen, da Müdigkeit, Antriebslosigkeit und eine generell gedämpfte Stimmung nicht mehr ausreichend durch Serotonin gelindert werden.  Hier findet sich auch der Grund für vermehrten Heißhunger auf Süßes während einer Winterdepression. Denn beim Verzehr von Schokolade sorgt der enthaltene Zucker dafür, dass Serotonin und Dopamin stärker ausgeschüttet werden.

Neben dem angeschlagenen Hormon-Gleichgewicht können besonders in den Wintermonaten auch Faktoren wie der Mangel von Vitamin D sowie Stresssituationen im privaten oder beruflichen Bereich die Entwicklung einer Winterdepression fördern.

Winterdepression: Symptome

Neben einem ausgeprägten Heißhunger und starkem Schlafdrang als typische Merkmale zur Abgrenzung von einer normalen Depression leiden Betroffene auch noch an einigen weiteren Symptomen. Hierzu gehören:

  • Lustlosigkeit, auch in sozialen Situationen
  • Antriebslosigkeit
  • Schlechte Stimmung
  • Gereiztheit ohne erkennbaren Grund
  • Niedergeschlagenheit und melancholische Stimmung
  • Bedürfnis nach sozialem Rückzug
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Generell ziehen sich Betroffene von Winterdepressionen stark zurück und meiden soziale Kontakte. Freizeit wird am liebsten auf der heimischen Couch oder im Bett verbracht. Oftmals mit der Begründung, man wolle auf schöneres Wetter warten. Sollten Symptome bei Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten länger als zwei Wochen andauern, sollte unbedingt ärztliche Hilfe gesucht werden.


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Behandlungsmöglichkeiten

Im Optimalfall würden Betroffene von Winterdepressionen die dunkle Jahreszeit einfach an einem hellen, warmen Ort verbringen – für die Allermeisten ist dies jedoch unrealistisch. Aber auch in heimischen Gefilden gibt es einige Ansätze und Maßnahmen, die zur Vorbeugung eingesetzt werden können.

Generell sollten Menschen auch über die Wintermonate einen aktiven Lebensstil pflegen, um Winterdepressionen bestmöglich vorzubeugen. Wer sich häufig draußen aufhält, verringert das Risiko einer Winterdepression. Dabei reichen schon  alltägliche Aktivitäten, wie beispielsweise eine kleine Radtour oder ein ausgiebiger Spaziergang an der frischen Luft. Selbst an bewölkten Tagen sorgt das Tageslicht der Sonne dafür, dass die Vitamin-D-Produktion des Körpers angeregt wird. Auch ein kurzer Spaziergang während der Mittagspause bei der Arbeit kann hier bereits sehr hilfreich sein.

Zudem kann ein geregelter, fester Tagesablauf hilfreich bei der Bekämpfung einer Winterdepression sein. Wer sich einen persönlichen Tagesplan aufstellt und dort klar definiert, wann was erledigt wird, entwickelt eine Routine und wirkt damit Antriebslosigkeit entgegen. Soziale Kontakte können an diesem Punkt ebenfalls hilfreich sein. Auch Schlafenszeiten und eine Morgenroutine sollten klar festgelegt sein, sodass sich das extreme Schlafbedürfnis einer Winterdepression nicht manifestiert. Zudem kann eine gesunde Ernährung im Alltag dazu beitragen, den Hormonstoffwechsel im Winter auszugleichen.

Lichttherapie bei Winterdepressionen

Sollten Symptome trotz dieser Maßnahmen über einen längeren Zeitraum anhalten, muss unbedingt ärztliche Behandlung in Anspruch genommen werden.

Als gängige Therapiemethode gegen Winterdepressionen hat sich die sogenannte Lichttherapie etabliert. Hierbei werden Betroffene für einen bestimmten Zeitraum in einer Entfernung von 50 bis 80 Zentimetern vor einer Tageslichtlampe platziert.

 Dabei sollte das Licht nicht direkt angeschaut, aber dennoch aktiv wahrgenommen werden. Die Augen dürfen nicht geschlossen oder abgedeckt werden. Die Länge und Intensität des Verfahrens richtet sich dabei nach der Schwere der Symptome. Wird eine sehr starke Lampe mit einer hohen Lichtintensität benötigt, müssen Betroffene täglich eine halbe Stunde davor verbringen. Benutzt man eine schwächere Lampe mit einer Lichtintensität von ungefähr 2.500 Lux, erhöht sich dieser Zeitraum auf ganze zwei Stunden. Eine Lampe für den Hausgebrauch im Alltag reicht zur Therapie nicht aus. Sie ist nicht leuchtkräftig genug. Es muss also ein Experte für die Behandlung herbeigezogen werden.

Im Zuge der Lichttherapie kann das menschliche Gehirn nicht zwischen natürlichem Tageslicht und dem Licht der Tageslichtlampe unterscheiden. Somit wird dem durch übermäßige Dunkelheit entstandenen Hormonungleichgewicht entgegengewirkt. Die Erfolgschancen bei einer Lichttherapie sind dabei vielversprechend. Teilweise können positive Entwicklungen schon nach der ersten Behandlungswoche erkannt werden. Damit die Wirkung auch langfristig anhält, muss die Therapie allerdings über die Wintermonate hinweg konstant durchgeführt werden. Anderenfalls riskiert man Rückfälle.

Eine Winterdepression ist, wenn sie korrekt diagnostiziert wurde, mit der konsequenten Anwendung bestimmter Verfahren und Therapiemöglichkeiten gut behandelbar. Dennoch sollte nach Abklingen der Beschwerden ein wachsames Auge beibehalten werden, um Betroffene danach weiterhin zu unterstützen und das seelische Wohlbefinden zu fördern.

Titelbild: © tommaso79/ iStock.com

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