Midlife-Crisis bei Männer und Frauen

Midlife-Crisis – wenn Männer den Sinn des Lebens hinterfragen

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Ältere Herren, die teure Sportwagen fahren, plötzlich eine Beziehung mit deutlich jüngeren Frauen eingehen oder sich betont jung kleiden. Klischees wie diese halten sich hartnäckig, wenn es um Männer im mittleren Alter geht, die eine Midlife-Crisis durchleben. Doch wie ernst ist sie und können auch Frauen davon betroffen sein?

Was ist eine Midlife-Crisis?

Der Begriff Midlife-Crisis ist im deutschen Sprachraum sehr verbreitet und beschreibt meist ein wenig belächelnd eine Phase im Leben von Menschen, in der sie unzufrieden und unsicher sind. Sie tritt – wie der Name schon verrät – häufig im mittleren Lebensabschnitt zwischen 35 und 55 auf. In der Regel sind Männer betroffen, weshalb der Beitrag sich auch auf ihre Rolle fokussiert.

Symptome einer Midlife-Crisis

Meistens durchleben Betroffene eine Phase der Unzufriedenheit, die sich durch Stimmungsschwankungen, Grübeleien, innere Unsicherheit und Hinterfragen des bisher Erreichten äußert. Aber auch Angst, Ohnmacht, Veränderungsdrang, Schönheitswahn, Schuldgefühle und Pessimismus, Überlastung und Selbstzweifel sind Symptome einer Lebenskrise. Diese Gefühle beziehen sich sowohl auf berufliche-, partnerschaftliche- wie auch familiäre Beziehungen.

Entdeckung

Geprägt hat den Begriff Midlife-Crisis der kanadische Psychoanalytiker Elliott Jaques im Jahr 1957. Er berichtete über Patienten, die ab Mitte 30 erkannten, die Lebensmitte überschritten zu haben. Als Auslöser identifizierte der Arzt die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit in neu gefundener Religiosität, sexueller Promiskuität sowie der plötzlichen Unfähigkeit, das Leben genießen zu können. Jaques beschrieb den zwanghaften Versuch seiner Patienten, die Jugend ihres Körpers erhalten zu wollen.

Psychische und physische Veränderungen

Auslöser für eine Sinnkrise sind auch körperliche Veränderungen, weil sich der Hormonspiegel ändert. Bei Männern wird weniger Testosteron produziert, die Potenz lässt nach und – wobei das nicht nur auf Männer zutrifft – die Falten werden sichtbarer und die Haare grau. Zudem kommen immer mehr gesundheitliche Probleme hinzu. Während Frauen in diesem Lebensalter aufgrund des sinkenden Östrogenspiegels in die Wechseljahre kommen, erleben Männer eine Midlife-Crisis.

Der psychische Druck, der eigenen Sterblichkeit bewusst zu sein, die Gebrechlichkeit der Eltern, die eigene, sich verändernde Rolle in der Gesellschaft oder eventuell die ersten Todesfälle im Bekannten- und Freundeskreis verstärken die Zweifel und Unsicherheiten. Genauso wird die Differenz zur Jugend stetig größer. Als Kompensation stürzen sich viele Männer – wie der Psychoanalytiker Elliott Jaques treffend beschrieben hat – umso mehr ins Leben.

Zeitpunkt und Dauer der Midlife-Crisis

Bei vielen Menschen sinkt das allgemeine Wohlbefinden ab Mitte 30 und durchschreitet mit Mitte 40 ein Tief. Danach nimmt die Zufriedenheit wieder zu. Experten bezeichnen diese Zeitspanne als „U-Kurve des Glücks“, die in unterschiedlichen Kulturen auftritt. Dabei ist in der Kindheit und Jugend sowie im hohen Alter das Glücksempfinden am stärksten. In Industrieländern zeigt sich der Kurvenverlauf aufgrund der höheren Lebenserwartung im Gegensatz zu Schwellenländern zeitlich leicht versetzt.

Im Durchschnitt tritt die Midlife-Crisis daher um den 40. Geburtstag herum auf – bei manchen sogar bereits mit Mitte 20. Die Forschung spricht in dem Zusammenhang von der „Quarterlife-Crisis“, die aufgrund des immer stärker werdenden Leistungsdrucks in der Gesellschaft keine Seltenheit mehr ist. Andere hingegen verspüren erst mit 50 erste Symptome.

So unterschiedlich der Zeitpunkt einer Midlife-Crisis sein kann, so individuell ist auch ihre Dauer. Während einige Männer über Jahre hinweg in der Krise festhängen und einen großen Teil ihrer Lebensmitte mit der Sinnsuche verbringen, dauert sie für manche hingegen nur kurz an. Wann Betroffene die Lebensmittekrise überwinden, hängt davon ab, wie sie damit umgehen.


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Frauen in der Midlife-Crisis? Klingt im ersten Augenblick ungewöhnlich. Fällt ihnen doch meist eine passive Rolle zu: als junge Geliebte, als Verlassene – aber nie als diejenige, die die gleichen Zweifel überkommen. Und dennoch können auch Frauen eine Sinnkrise spüren. Sie fühlen sich ab dem 40. Lebensjahr unsichtbar, ungewollt oder zeigen angesichts der Menopause Symptome einer Depression. Aufgrund der heutigen Leistungsgesellschaft manifestiert sich eine Sinnkrise im deutlich jüngeren Alter: Ab 30 zeigt sich eine weibliche Form der Midlife-Crisis, in der aufstrebende Powerfrauen sich beruflich zwar etabliert haben, privat hingegen sich leer und unglücklich fühlen. Sie scheitern an der Frage: Familie oder Karriere?  

Umgang mit der Midlife-Crisis

Jeder geht unterschiedlich mit der Bewältigung der eigenen Sinnkrise um. Manche Männer kaufen sich – wie das Klischee es verspricht – einen Sportwagen, andere ziehen sich zurück, brauchen mehr Zeit für sich. Dann gibt es jene, die ihren unbefriedigenden Job kündigen. Die individuelle Bewältigung der Unzufriedenheit stellt auch die Beziehung zum Partner oder zur Familie auf eine harte Probe.

Kündigt der Partner den bislang rentablen Job, fällt ein Stück finanzielle Sicherheit (für die gesamte Familie) weg. Am schlimmsten trifft eine Partnerschaft aber wohl die von Elliott Jaques beschriebene Promiskuität – eine Affäre und das Ausleben der Sexualität.

Paartherapeuten raten in dieser Phase, den Partner nicht beeinflussen zu wollen und sich die (emotionale) Unabhängigkeit zu bewahren. Schließlich könne nur der Betroffene aus eigener Kraft aus seiner Sinnkrise herauskommen. Ob eine Partnerschaft überhaupt noch Bestand hat, ist eine individuelle Entscheidung.    

Therapeuten raten zudem, offen mit dem Partner über Zweifel zu reden und transparent eine Lebensbilanz zu ziehen. Eine ehrliche Bestandsaufnahme kann eine notwendige Veränderung einleiten. Oft ist nicht die Vergangenheit das Problem, sondern die fehlende Perspektive. Neue Herausforderungen, neue Gewohnheiten, neue Hobbies und neue Tagesabläufe können Betroffenen aus der Krise heraushelfen.

Positives der Midlife-Crisis

Um aus einer Lebenskrise auch etwas Positives ziehen zu können, ist es wichtig, die geistige Fitness zu fördern. Ab einem gewissen Alter nimmt zwar die Geschwindigkeit ab, mit der Informationen aufgenommen werden. Allerdings wachsen der Erfahrungsschatz und das Wissen im gleichen Maße. Lebenslanges Lernen ist daher wichtig und erleichtert auch, offener für neue Erfahrungen und Herausforderungen zu sein. Das wiederum erhöht die Funktionsfähigkeit des Gehirns. Wer also immer wieder Neues wagt und sich keiner Routine hingibt, steigert das Glücksgefühl im Alter

Gespräche mit Experten

Genauso helfen Gespräche mit Fachpersonen über die eigenen Wünsche und Träume. Allerdings sollten diese auch altersgerecht sein: Einem 40-Jährigen ein langjähriges Medizinstudium ans Herz zu legen, ist also wenig ratsam. Hilfreicher sind Lösungen und Nischen, die denjenigen seinem Wunsch näherbringen. Denn oftmals haben Betroffene in der Midlife-Crisis keine konkreten Lösungen im Kopf, da der Alltag mit Verantwortung und Pflichten keine Reflektion zugelassen hat. Viele zeigen sich nach einem Gespräch mit Therapeuten oder Karriereberatern überrascht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen.

Bei einer Midlife-Crisis handelt es sich zwar nicht um eine Krankheit. Belächelt werden sollte sie aber auch nicht. Damit sich aus der Unzufriedenheit heraus keine handfeste psychische Erkrankung entwickelt, ist es wichtig, dass Betroffene proaktiv handeln. Altersgerechte Ziele, Pflege von sozialen Kontakten und ein reflektiertes Auseinandersetzen mit der eigenen Sterblichkeit sind hilfreiche präventive Mittel, um nicht unvorbereitet in eine Midlife-Crisis zu schlittern. 

Titelbild: © Wavebreakmedia/iStock.com

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