Kleines Mädchen legt Kopf auf Tischplatte

Lese-Rechtschreib-Schwäche – Das Problem mit den Buchstaben

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Drei bis acht Prozent aller Deutschen leiden an einer Lese-Rechtschreibschwäche, auch LRS genannt. Doch was ist das überhaupt, wie erkennt man sie und wie kann sie behandelt werden? Alle Informationen dazu finden Sie im Beitrag.

Was ist eine Lese-Rechtschreib-Schwäche?

Die Definition ist simpel: Der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH) zufolge handelt es sich bei der Lese-Rechtschreib-Störung um das „Versagen beim Erlernen des Lesens und der Rechtschreibung“. Für diese Symptomatik gibt es eine Vielzahl von Begriffen, die jedoch alle mehr oder weniger dasselbe meinen. Das „LRS-Zentrum“ zum Beispiel spricht eher von „Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten“ und begründet das mit einer Stigmatisierung, die von den Begrifflichkeiten „Störung“ oder „Schwäche“ ausgeht. Weiterhin gibt es die Legasthenie, geprägt von einem österreichisch-ungarischen Neurologen, und den international gebrauchten Begriff Dyslexie. Das LRS-Zentrum gebraucht diese Begriffe nebeneinander, meint aber immer dasselbe Symptombild. Der Erste Österreichische Dachverband Legasthenie gGmbH wiederum hat in einer Quick Reference Map die folgende Unterscheidung zwischen Legasthenie und Lese-Rechtschreib-Störung vorgenommen: Die Legasthenie sei genetisch bedingt. Das Ärzteblatt geht von einer „molekularbiologischen Grundlage“ der Störung aus, verwendet die Begriffe LRS und Legasthenie jedoch auch nebenher. Die Experten bezeichnen die LRS als Entwicklungsstörung, die „nachhaltig die schulische, psychische und soziale Entwicklung der Betroffenen beeinflusst“.


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Symptome Lese-Rechtschreib-Schwäche

Von LRS betroffenen Kindern fällt – wie der Name des Zustands schon sagt – das Lesen und Schreiben schwer. Sie können dem zielgerichteten Lese- und Schreiblernprozess, den ihre Mitschüler normal durchlaufen, nicht folgen. Ihnen fallen zum Beispiel die folgenden Leistungen besonders schwer:

  • Das Erfassen der Bedeutung geschriebener Zeichen
  • Das Vorlesen und Wiedergeben von Inhalten
  • Das Schreiben an der Tafel
  • Das Erkennen des Sinns von Wörtern und Sätzen

Dazu kommen jeweils beim Lesen und beim Schreiben spezifische Symptome. Beim Lesen etwa stocken die Betroffenen häufig und lesen nur langsam, manchmal verlieren sie eine Zeile im Text. Sie tauschen Wörter aus oder lassen sie weg. Es kann auch vorkommen, dass sie Wörter, Silben oder einzelne Buchstaben ersetzen. Die Wiedergabe des Gelesenen ist häufig unzureichend.

In der Rechtschreibung wiederum fallen die Betroffenen durch viele Fehler auf, sowohl bei Diktaten als auch bei abgeschriebenen Texten. Es kann vorkommen, dass sie Buchstaben mit ähnlichem Klang vertauschen, zum Beispiel wird aus grün „krün“, Buchstaben auslassen oder verdrehen. Bei Worten mit doppelten Buchstaben lassen sie vielleicht einen der „Zwillinge“ aus, sodass etwa aus kommen „komen“ wird. Dabei folgen sie jedoch keinem festgelegten Muster. Es kann darum durchaus sein, dass dasselbe Wort, wenn es mehrfach in einem Text vorkommt, von LRS-Betroffenen mehrfach in jeweils unterschiedlichen falschen Schreibweisen verfasst wird. Hinzu kommen Grammatik- und Interpunktionsfehler sowie eine unleserliche Handschrift.

Dem LRS-Zentrum zufolge können die primären Symptome zu weiteren Symptomen führen. Darunter sind Auswirkungen auf die gesprochene Sprache, auf die Motorik oder auch auf das Verhalten des Kindes.

Auswirkungen von Lese-Rechtschreib-Schwäche

All das geht an den Kindern nicht ohne Folgen vorbei. Weil sie zumeist normal entwickelt sind und darum etwa im Turnen, in Biologie oder im Matheunterricht gut bis überdurchschnittlich abschneiden, stoßen ihre Versäumnisse im Lesen und Schreiben bei den Eltern oftmals auf Unverständnis. Es kann auch sein, dass die Lehrer mangelnde Leistungsbereitschaft und Interessenlosigkeit hinter den Fehlern vermuten. Zu Hause kann zusätzlicher Lerndruck entstehen, weil die Eltern versuchen, den Leistungsrückstand der Kinder aufzuholen. Das kann zu Trotzreaktionen der Kinder führen oder zu einer Abneigung gegenüber Schularbeiten. Aus der LRS können sich Symptome wie ein langsames Schreiben, ein undeutliches Schriftbild oder gar psychologische Probleme wie ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schulangst und Konzentrationsschwäche entwickeln.

Diagnose Lese-Rechtschreib-Schwäche

Ein möglichst früher Besuch beim Kinderarzt nach einem Legasthenieverdacht kann dabei helfen, die Prognose der LRS zu verbessern. Je schneller die Betroffenen von ihren Schwierigkeiten erfahren und eine entsprechende Behandlung erhalten, umso eher sind mögliche Schritte einzuleiten. Der Arzt wird sich im Gespräch nach der bisherigen Entwicklung des Kindes erkundigen, danach, wie gern es zur Schule geht und wie es mit den Hausaufgaben zurechtkommt. Weitere wichtige Informationen sind das Alter, in dem das Kind mit dem Sprechen begonnen hat, und ob es in der Familie weitere an Legasthenie leidende Personen gibt. Danach vollzieht er verschiedene Tests. Mit deren Hilfe schließt er mögliche Ursachen für die LRS aus oder findet andere. Dazu gehören:

  • Hör- und Sehtests
  • Messung der Hirnströme
  • Schreib- und Lesefähigkeit
  • Depressionstest und Testbatterie für Aufmerksamkeitsdefizite
  • Intelligenztest

Eine LRS wächst sich nicht aus – auch in Deutschland leiden bis zu 6,4 Prozent der Erwachsenen an LRS und erreichen nicht das Niveau von durchschnittlichen Viertklässlern, was ihr Lese- und Schreibverständnis angeht. 

Behandlung und Förderungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Legasthenie und Lese-Rechtschreibstörungen fällt stets individuell aus und richtet sich sowohl an die Lerngeschwindigkeit als auch an die Ausprägung der LRS des jeweiligen Kindes. Der Leitfaden „Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und / oder Rechtschreibstörung“ gibt Empfehlungen, wie das Förderprogramm sich zusammensetzen sollte. Grundsätzlich soll eine Legasthenie-Therapie direkt bei den Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten ansetzen und zielt darauf ab, diese langfristig und nachhaltig zu verbessern. Alle Strategien, die dabei zum Einsatz kommen, werden gemeinsam mit dem Betroffenen entwickelt.

Nachteilsausgleich und Notenschutz bei LRS

Für Schüler mit LRS gibt es, sofern sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, einige Sicherheitsriegel, die ihnen trotz ihrer Schwierigkeiten ermöglichen, die Schullaufbahn gemeinsam mit ihren Mitschülern zu bestreiten. Dazu gehören der sogenannte Nachteilsausgleich und der Notenschutz bei LRS. Der Nachteilsausgleich beinhaltet ein unterstützendes Förderprogramm für Schüler, das dafür sorgen soll, dass sie trotz Beeinträchtigung in verschiedenen Schulfächern ihren Begabungen entsprechende Leistungen bringen können. Dieses Förderprogramm umfasst den normalen Schulunterricht, Förderunterricht und außerschulische Förderung.

Der Notenschutz wiederum kann dann greifen, wenn die Lese-Rechtschreibstörung des Schülers förmlich festgestellt ist. Das bedeutet, dass die Rechtschreibleistungen des Schülers entweder zurückhaltend gewichtet oder gar nicht bewertet werden. Egal, in welchem Fach – das gilt für Deutsch genauso wie für Fremdsprachen oder andere Fächer.

Wichtig zu beachten: Die einzelnen Bundesländer haben hierbei jeweils eigene Regeln. Es ist darum wichtig, sich umfassend über die Regularien des eigenen Bundeslands zu informieren.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Nachteilsausgleich finden Sie beim Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung. Die Legasthenie-Erlasse der Länder stellt der Bundesverband Legasthenie und Dyslexie e.V. zur Verfügung. Und unter dem nachfolgenden Link finden Sie eine Suchmaschine für den passenden Therapeuten.

Titelbild: © demaerre/ iStock.com

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