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Krebs im Alter – die gezielte Therapieplanung

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Letzte Aktualisierung 2023

Krebs ist zwar keine Erkrankung des Alters, tritt aber im fortgeschrittenen Alter deutlich häufiger auf, als das bei jungen Menschen der Fall ist. Allgemein steigt das Risiko ab dem 60. Lebensjahr deutlich an. Mehr als die Hälfte der neuerkrankten Krebspatienten sind 60 bis 79 Jahre alt (Jahr 2021). Aber auch wenn Menschen im fortgeschrittenen Alter an Krebs erkranken, bedeutet das nicht zwingend, dass der Krebs ihre Lebenszeit verkürzt. Mit einer gezielten Therapieplanung lässt sich die Gefahr von Komplikationen reduzieren und der Umgang  mit der Erkrankung leichter gestalten.

Therapieplanung für Krebspatienten im Alter

Häufig wird diskutiert, dass Krebs im Alter einen langsameren Verlauf nimmt, als das bei jungen Menschen der Fall ist. Ein entsprechender Nachweis ist bislang aber nicht gelungen. Daher wird diese Vermutung bei der Erstellung eines Behandlungsplans auch nicht berücksichtigt. Stattdessen ist entscheidend, in welcher Verfassung der Patient ist und welche Maßnahmen erfolgen müssen.  Gerade bei älteren Patienten ist mit Grunderkrankungen zu rechnen. Ein operativer Eingriff und eine umfassende Therapie stellen dann eine zusätzliche körperliche und psychische Belastung dar. Hier müssen Ärzte und Patienten gemeinsam abwägen, welche Alternativen sich im Zweifel anbieten und welches Risiko kalkulierbarer ist. Das Lebensalter allein darf nicht der Grund dafür sein, ein bestimmtes Behandlungsverfahren abzulehnen. Das biologische Alter hingegen kann sehr wohl ein wichtiger Punkt bei der Entscheidung sein.

Die Bedeutung des biologischen Alters für die Therapieplanung

Das biologische Alter ist keine Erfindung der alternativen Medizin, sondern die Folge davon, dass jeder Mensch anders altert. Hier zählen erbliche Vorbelastungen und die Lebensgewohnheiten. Zu den wichtigen Faktoren, die nicht beeinflussbar sind, gehören:

  • Krebserkrankungen in der Familie
  • Chronische Stoffwechselerkrankungen in der Familie
  • Herzkreislauferkrankungen in der Familie

Weitere Faktoren befassen sich mit der Lebensweise und ihren Folgen. Auch sie nehmen erheblichen Einfluss auf das biologische Alter und damit auf die Chance auf Genesung. Dazu gehören:

Schließlich spielt aber auch der Verlauf der Krebserkrankung eine wichtige Rolle. Zeigt sich ein langsamer Verlauf, kann es in Absprache mit dem Patienten besser sein, auf eine intensive Behandlung zu verzichten. Dennoch muss der Patient in kurzen Abständen zur Kontrolle. Zeigt sich, dass der Krebs schneller wächst oder metastasiert, ist so immer noch ein schnelles Eingreifen möglich. Es ist aber ebenso möglich, dass die Erkrankung zum Stillstand kommt oder nur sehr langsam fortschreitet. Hier liegt auch eine Ursache für die Annahme, dass Krebserkrankungen bei älteren Menschen langsamer verlaufen. Aufgrund der höheren Belastbarkeit, wie der Regenerationsfähigkeit und der Lebenserwartung wird bei jungen Patienten der Verlauf der Krebserkrankung nicht abgewartet. Aus diesem Grund liegen weniger Erfahrungen zum Verlauf einer Krebserkrankung vor, die zunächst beobachtet wird.

In diesen Fällen ist schnelles Eingreifen erforderlich

Unabhängig vom Lebensalter und dem biologischen Alter gibt es eine Reihe von Faktoren, die das sofortige Handeln erfordern, auch wenn der Patient in keiner guten Verfassung ist. Das ist dann der Fall, wenn die Krebserkrankung einen besonders aggressiven Verlauf nimmt, wenn es grundsätzlich möglich ist, zu behandeln und wenn der Patient unter Schmerzen leidet. Ausreichender Grund kann auch sein, dass der Betroffene durch den Krebs so stark beeinträchtigt wird und seine Lebensqualität leidet. Das ist ein Argument für einen operativen Eingriff, Chemotherapie und/oder Bestrahlung, auch wenn die Behandlung den Patienten zusätzlich schwächt. Eine Krebsbehandlung ist nicht ohne Risiko. Bei schnellem Fortschreiten und bestehenden Grunderkrankungen älterer Patienten, ist zu berücksichtigen, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern, sondern verschlechtern. Aus diesem Grund kann es angeraten sein, lieber zu einem „schlechten“ Zeitpunkt einzugreifen, als die Entwicklung abzuwarten, bis ein noch schlechterer Zeitpunkt ein Handeln erzwingt.

Das ist auch dann richtig, wenn nicht davon auszugehen ist, dass der Patient geheilt werden kann. Mit einer Behandlung kann auch versucht werden, die Situation für den Patienten zu verbessern, Leiden zu mildern und die Lebenserwartung zu verlängern. Anders ist der Fall zu betrachten, wenn der Krebspatient sich in einem sehr hohen Lebensalter befindet oder in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung ist. Eine Behandlung in diesem Zustand könnte Nebenwirkungen verursachen, die das Leiden des Betroffenen vergrößert, auch wenn die Lebenserwartung möglicherweise verlängert wird. Das letzte Wort hat der Patient bei voller Unterstützung der Ärzte.


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Erholungsphase muss berücksichtigt werden

Für ältere Krebspatienten ist ein langer Krankenhausaufenthalt ein zusätzliches Problem. Sie erholen sich deutlich langsamer und erlangen oft auch nicht die alte Verfassung zurück. Bei der Entscheidung für eine Therapie muss daher berücksichtigt werden, mit welchen Verfahren und welcher Vorgehensweise der Krankenhausaufenthalt verkürzt werden kann. Problematisch ist die längere Bettlägerigkeit vor allem für die Muskulatur und für das Immunsystem.

Kostenübernahme durch die Krankenkasse immer gewährleistet?

Das Geburtsdatum spielt bei der Frage nach der Kostenübernahme einer Krebsbehandlung keine Rolle. Das gebietet auch das ethische Verständnis. Aus diesem Grund kennen die Krankenversicherungen keine Altersgrenze für die Behandlung von Krebs. Dennoch kann sich eine Krankenkasse weigern, die Kosten einer Behandlung zu übernehmen, z. B. weil es keine Erkenntnisse zum Erfolg einer neuen Therapie gibt. Eine solche Weigerung ist altersunabhängig und dient im Ergebnis auch dem Schutz der Patienten. In solchen Fällen steht den Patienten aber möglicherweise die Teilnahme an einer wissenschaftlichen Studie frei.

Die teilnehmenden Krebskranken werden nach unterschiedlichen Kriterien ausgewählt. Hier kann es vorkommen, dass Patienten in sehr fortgeschrittenem Lebensalter oder mit schweren Grunderkrankungen ausgeschlossen sind. Ein Grund dafür kann sein, dass eine Auswertung von Langzeitbeobachtungen nicht möglich ist und es so schwierig wird, umfassende Statistiken und Bewertungen zu erstellen. Es spielt aber auch eine Rolle, dass die Belastungen für den Patienten durch noch nicht kalkulierbare Nebenwirkungen ein Ausschlusskriterium sind. Zu berücksichtigen ist auch, wie viele Patienten mit vergleichbaren Voraussetzungen an der Studie teilnehmen können, damit die Ergebnisse überhaupt aussagekräftig sind und in der Auswertung zu einer besseren medizinischen Versorgung beitragen können. Eine gezielte Therapieplanung ist daher immer unerlässlich und im höheren Lebensalter eine besondere Herausforderung für die Patienten und Ärzte.

Titelbild: © didesign021/ shutterstock.com

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