Leukämie bedeutet in der Übersetzung „weißes Blut“. Unter Leukämie werden verschiedene Krebserkrankungen zusammengefasst, die das Knochenmark betreffen. Eine andere Bezeichnung für Leukämie ist Blutkrebs, denn beim Knochenmark handelt es sich um das blutbildende System. Die Zahlen der Erkrankungen mit Leukämie steigen. Inzwischen werden jährlich etwa 11 bis 12.000 Menschen registriert, die neu an Leukämie erkranken. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Auch beim Alter gibt es Unterschiede. Bei den Männern ist das Erkrankungsalter etwa ab dem 60. Lebensjahr. Frauen sind im Durchschnitt fünf Jahre älter, wenn bei ihnen Leukämie diagnostiziert wird.
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen macht die Leukämie bei den Frauen 2,4 % und bei den Männern 2,8 % aus. Unterschiede gibt es auch bei der Prognose, die abhängig vom Alter der Patienten ist. Junge Menschen haben deutlich bessere Chancen, die Erkrankung zu bewältigen, als das bei älteren Leukämiepatienten der Fall ist. Leukämie ist insgesamt eher eine Krebserkrankung des höheren Alters. Dennoch können auch Kinder betroffen sein. 15% der betroffenen Kinder sind nicht älter als 15 Jahre.
Was ist Leukämie?
Bei einer Leukämie kommt es zu Störungen bei der Bildung der Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Sie sind unfertig und haben nicht die volle Leistungsfähigkeit. Auch wenn es unterschiedliche Formen der Leukämie gibt, es kommt im Ergebnis immer dazu, dass die Leukozyten die Abwehr nicht mehr bewältigen können. Die defekten Leukozyten vermehren sich außerdem stark und drängen die gesunden Leukozyten, die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) zurück. Die Folgen sind weitreichend. Die Leukämie kann einen schleichenden Verlauf nehmen, der lange Zeit nicht erkannt wird.
Je nach Form kann die Entwicklung aber auch deutlich schneller verlaufen. Es zeigen sich Anzeichen, wie Leistungsminderung, Fieber, Nachtschweiß, Müdigkeit und Gewichtsverlust. In Deutschland setzt sich das Kompetenzzentrum Leukämie für die bessere Versorgung der Betroffenen ein, wie auch für die Forschung zur Entstehung, dem Verlauf und neuen Therapieansätzen.
Erbliche Veranlagung
Wie bei vielen Krebserkrankungen ist auch bei der Leukämie die Ursache nicht vollständig geklärt. Einige Risikofaktoren sind jedoch bekannt. Andere wiederum sind umstritten, wie der Einfluss von bestimmten Medikamenten. Es gilt jedoch als sicher, dass die Anlage für Leukämie vererbbar ist. Das gilt nicht für die Erkrankung selbst, sondern für eine gewisse genetische Disposition. Zu den besonders gefährdeten Personen gehören Menschen mit Trisomie21, dem sogenannten Down-Syndrom. Bei ihnen liegt das Risiko, an Leukämie zu erkranken, etwa 20x höher als bei Menschen ohne diesen Gendefekt. Nicht zu den vererbbaren Risiken gehört das Philadelphia-Chromosom. Dabei handelt es sich um einen Gendefekt, der sich erst im Laufe des Lebens entwickelt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass dieser Effekt mit erhöhter Häufigkeit bei Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie (CML) vorkommt. Er entsteht beim Austausch von Genabschnitten zwischen zwei verschiedenen Chromosomen. Es kommt zu einem Fehler, der dann zur Entstehung einer Leukämiezelle führt.
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Leukämie bei Kindern
Erkrankt ein Elternteil oder ein Kind an Leukämie ist die Sorge in der Familie groß, dass die Anlage vererbt ist und weitere Kinder ebenfalls gefährdet sein könnten. Tatsächlich können auch schon kleine Kinder an Leukämie erkranken. Die Statistik zeigt jedoch, dass das Risiko für Geschwisterkinder nur leicht erhöht ist. Bei Zwillingen ist die Gefahr jedoch deutlich höher. Das gilt besonders bei Kindern, die jünger als fünf Jahre sind. Da bei diesen Kindern das Risiko etwa um 25 % erhöht ist, sollten sie im Falle einer Erkrankung des Geschwisterkindes in jedem Fall gründlich untersucht werden. Das geschieht über eine Blutuntersuchung. Es kann jedoch auch erforderlich sein, das Knochenmark zu untersuchen.
Kinderwunsch nach Leukämie
Junge Menschen mit Kinderwunsch, die sich von einer Leukämie erholt haben, stehen vor der schwierigen Frage, ob ein erhöhtes Risiko für das Kind bestehen könnte. Diese Frage stellen sich Männer und Frauen. Zunächst muss geklärt werden, ob die Keimzellen durch die Behandlung unbeschädigt geblieben sind, damit eine Empfängnis überhaupt möglich ist. Fachleute gehen heute davon aus, dass dann, wenn es zu einer Schwangerschaft kommt, die Keimzellen ihre Funktion nicht eingebüßt haben. Spermien bilden sich regelmäßig neu, was bei Eizellen nicht der Fall ist. Sie sind von Geburt an vollständig angelegt. Werden sie geschädigt, ist eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg nicht mehr möglich. Die Frage, ob ein erhöhtes Risiko für das Kind besteht, kann nicht abschließend beantwortet werden. Es ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft davon auszugehen, dass das Risiko für das Kind, an Krebs zu erkranken, lediglich leicht erhöht ist. Das gilt auch für Leukämie, die Krebserkrankung, von der Kinder am häufigsten betroffen sind. Insgesamt gilt das Krebsrisiko für Kinder als sehr niedrig.
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