Hundeerziehung - Frau mit Hund im Park

Hundeerziehung ohne Stress – die wichtigsten Tipps

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Wenn Sie nicht gerade das Glück haben, dass ein bereits perfekt erzogener und gut sozialisierter Hund bei Ihnen einzieht, kommt eine Menge Erziehungsarbeit auf Sie zu. Mit etwas Gelassenheit, Einfühlungsvermögen und einer gesunden Portion Wissen über das Wesen des Hundes, werden Sie Ihr Ziel erreichen.

Was ist wirklich wichtig?

Unterschätzen Sie die Sozialisation Ihres Hundes nicht. Kleine Erziehungsfehler werden Ihnen sehr wahrscheinlich unterlaufen. Je gelassener Ihr Hund aber ist, umso weniger Probleme werden daraus entstehen. Achten Sie deshalb von Anfang an darauf, dass Ihr Hund die Möglichkeit bekommt, angstfrei auf souveräne Hunde zu treffen und Alltagssituationen zu erleben. Nehmen Sie sich die Zeit und führen Sie Ihren Hund an Situationen heran, die er in Zukunft bewältigen soll. Bedenken Sie dabei, dass ein Hund eine andere Wahrnehmung, ein eigenes Wesen und Temperament hat, aber auch andere Ängste. Bleiben Sie einfühlsam und seien Sie sein Fels in der Brandung. Schützen Sie ihn vor Situationen und Begegnungen, die ihn überfordern und gönnen Sie ihm Auszeiten, damit er das Erlebte verarbeiten kann.

Bedenken Sie, dass jeder Umgang mit dem Hund immer auch ein Stück Erziehung ist. Seien Sie konsequent. Nachlässigkeiten und Ausnahmen verwirren einen Hund und helfen ihm nicht, seinen Platz zu finden. Bleiben Sie ruhig, brüllen Sie nicht und wenden Sie auf keinen Fall Gewalt an. Wenn Sie eine Situation nicht einschätzen können, nehmen Sie sich im Anschluss die Zeit, das Erlebte zu analysieren, damit Sie beim nächsten Mal besser reagieren können.

Setzen Sie sich Ziele!

Wenn ein Hund in Ihre Familien einzieht, setzen Sie sich alle zusammen und erstellen Sie eine Liste mit den Erwartungen, den Aufgaben und den Grenzen des Möglichen. Beziehen Sie Ihre Kinder ab Kindergartenalter ruhig mit ein. Sie profitieren sehr davon, wenn die Erwachsenen sich über die Aufgabenverteilung und die Maßnahmen zur Hundeerziehung austauschen. Größere Kinder können aktiv mitarbeiten. Die Erziehungsarbeit ist Aufgabe aller. Das darf aber nicht dazu führen, dass jeder auf den Hund erzieherisch einwirkt! Nimmt der Hund beispielsweise ein Kinderspielzeug auseinander, müssen die Kinder wissen, wie sie reagieren sollten. Kinder können im Umgang mit Tieren sehr ruppig werden. Es ist Ihre Aufgabe, den angemessenen Umgang zu vermitteln. Seien Sie Vorbild! Folgende Ziele empfehlen sich:

  • Stubenreinheit
  • Leinenführigkeit
  • Abrufen
  • Sitz und Platz
  • Keine Lebensmittel „klauen“
  • Alleine bleiben
  • Wegschicken können im Haus (auf einen bestimmten Platz)
  • Zurückhaltendes Verhalten bei Besuch
  • Autofahren
  • Laufen am Fahrrad
  • Freilauf

Sprechen Sie über die Ziele und beginnen Sie nicht erst damit, wenn sich Verhaltensweisen schon verfestigt haben. Ein Welpe, der Besucher stürmisch begrüßt ist niedlich. Wenn ein halbes Jahr später der deutlich größere Hund auf den Besucher zustürmt und ihn freudig begrüßt, ist das nicht mehr lustig. Der Hund versteht aber den Unterschied nicht. Warum werden die Menschen jetzt böse, wenn er doch neulich noch für sein Verhalten gelobt und bestärkt wurde?

Auch wenn es schwerfällt: Erziehen Sie von Anfang an mit dem Ziel, das Sie erreichen wollen. Aber haben Sie Geduld, manches macht für einen Hund keinen Sinn und er braucht Zeit, Ihre Anweisungen zu akzeptieren. Deshalb: Bleiben Sie ruhig und konsequent, dann ergibt sich das Verständnis auf lange Sicht. Machen Sie deshalb während des Familiengesprächs deutlich, dass sich alle daran halten müssen. Sie müssen sich einig sein. Der Hund wird Sie nicht weniger lieben, im Gegenteil. Ihre Konsequenz gibt ihm Sicherheit. Gehen Sie schrittweise vor. Ein Welpe kann nicht stundenlang alleinbleiben und natürlich wird er zur Tür laufen, wenn Besuch kommt. Beginnen Sie deshalb mit wenigen Minuten alleinbleiben und erklären Sie Ihrem Besuch, dass sie den Hund zunächst nicht beachten sollen.

Trainieren Sie immer wieder kurze Sequenzen, in denen Sie den Hund auf seinen Platz bringen (später schicken). Loben Sie ihn schon, wenn er kurz dort bleibt. Hat der Hund sich beruhigt, darf der Besucher ihn auch ausgiebig streicheln, bewundern und mit ihm spielen. Ein junger Hund kann und sollte auch nicht am Rad mitlaufen. Läuft Ihr Hund aber bereits passabel an der Leine, nehmen Sie jemanden mit, der ein Fahrrad schiebt oder nebenherfährt. Im nächsten Schritt kann der Fahrer den Hund ein paar Meter an die Leine nehmen. Radfahren mit dem Hund ist sportlich erst möglich, wenn der Hund ausgewachsen ist. Vorher würden Sie seine Gelenke überlasten. Die ersten Trainingseinheiten werden das spätere Radfahren aber erheblich erleichtern.

Erziehungsmethoden – behalten Sie den Überblick?

Ein Blick in den Büchermarkt zeigt, dass es eine Vielzahl von Büchern über die Erziehung von Hunden gibt. Als Einsteiger werden Sie kaum einen Überblick über die jeweiligen Methoden bekommen, deren Erfinder gerne für sich behaupten, die einzig wirklich taugliche Vorgehensweise entwickelt zu haben. Unsinn ist das nicht. Jeder Hund tickt anders, wie auch Hundehalter bestimmte Methoden schneller begreifen und andere eben nicht. Manche Methoden können sogar die Rettung sein, wenn der Hund aus schlechter Haltung kommt und traumatisiert ist. Welche Methode auch immer Sie anwenden wollen, Sie müssen sie verstanden haben, bevor Sie sie anwenden. Bestenfalls haben Sie einen Trainer, der Sie begleitet und Ihnen auch geeignete Bücher empfiehlt. Ein guter Trainer ist maßgeblich für eine gelungene Hundeerziehung. Er ist ihr wichtigster Ansprechpartner, wenn Sie unsicher sind. Und sollte dieser Trainer eine Trainingsmethode favorisieren und kann er diese auch gut vermitteln, dann lassen Sie sich ruhig darauf ein. Solange keine Gewalt im Spiel ist, ist Ihrem Hund egal, wie er erzogen wird. Haben Sie aber den Mut, sich von einer Methode zu verabschieden, wenn Sie merken, dass Sie oder der Hund damit nicht zurechtkommen.


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Belohnung und Strafe

Auf dem Hundeplatz und ganz besonders in den Hundeforen sind die Themen Belohnung und Strafe heiße Eisen. Oft genug prallen hier Religionen aufeinander. Verlassen Sie sich auf Ihren gesunden Menschenverstand, auch wenn Ihnen erfahrene Hundehalter weismachen wollen, dass Sie niemals ohne Futterdummy oder Leckerliebeutel vor die Tür gehen dürfen. Sie müssen weder Ihren Hund ständig belohnen, noch ihn für jedes unerwünschte Verhalten maßregeln. Sie selbst müssen auch erst ein Gefühl für die Erziehungsarbeit entwickeln. Ein guter Hundetrainer wird Ihnen helfen, Ihr Timing für Reaktionen zu verbessern. Bedenken Sie, dass ein Hund Ihre Reaktion nur für eine kurze Zeitspanne mit seinem Verhalten in Verbindung bringen kann. Wenn Sie nach Hause kommen und Ihr Hund hat Ihr Sofa gefressen und schläft friedlich in seinem Körbchen, wird er Ihren Ärger nicht verstehen. Schaut er doch schuldbewusst, versucht er lediglich zu schlichten. Ihre Körperspannung hat Ihren Ärger selbst dann verraten, wenn Sie gar nicht laut geworden sind. Dass Ihr Ärger sich auf ein zurückliegendes Verhalten bezieht, diese Verbindung kann der Hund nicht herstellen. Bleiben Sie also fair!

Gesunde Leckerlies sind beim Training eine feine Sache, denn Sie helfen dem Hund, sich zu konzentrieren. Es sind übrigens die Leckerlies für „Ihren“ Hund. Nicht für andere Hunde. Füttern Sie nicht die Hunde anderer Leute und wenn Sie sie noch so sehr mögen. Greifen Sie nicht in die Erziehungsarbeit anderer Leute ein. Tipp: Beim Clicker-Training werden Leckerlies durch Klickgeräusche ergänzt und teilweise ersetzt.

Alter Hund – junger Hund

Ein Welpe ist ein nahezu unbeschriebenes Blatt was die Erziehung betrifft. Er ist im Kopf ein Baby, interessiert, vermutet nichts Böses und ist furchtbar neugierig. Die Neugier hilft ihm zu lernen. Die Aufnahmefähigkeit eines Hundes, ganz besonders eines Welpen ist aber stark begrenzt. Berücksichtigen Sie das und vermeiden Sie unbedingt Übungseinheiten, die länger als ein paar Minuten dauern. Verlangen Sie nichts, was der Hund nicht leisten kann. Überforderung ist für einen Hund erheblicher Stress und kann Verhaltensstörungen auslösen. Hunde lernen, die Körpersprache des Menschen zu lesen. Wundern Sie sich nicht, wenn ein pfiffiger Hund versucht, Sie mit tragischem Blick zu etwas zu „überreden“. Sie haben ihm vorher beigebracht, was er tun muss, damit Sie schwach werden.

Viele Hundefreunde wollen einen Welpen, weil sie davon ausgehen, dass ältere Hunde bereits mit schwer zu korrigierenden Erziehungsfehlern kommen. Das trifft oft auch zu. Platt ausgedrückt holen Sie sich einen Welpen und „vermasseln“ ihn dann möglicherweise selbst. Alle Verhaltensweisen, die Sie später bei diesem Hund sehen und die Sie nie wollten, haben Sie ihm anerzogen. Das ist auch kein schöner Gedanke. Manchmal ist es dann doch einfacher zu wissen, dass andere die Fehler gemacht haben. Natürlich können Sie auch Glück haben. Ein charakterlich stabiler Hund von gesunden Eltern mit einer hervorragenden Betreuung in den ersten Lebenswochen ist ein Geschenk. Mit bester Vorbereitung von Ihrer Seite, einem guten Trainer und Ihre Nervenstärke in allen Situationen, werden Sie in absehbarer Zeit Ihren Traumhund haben, um den Sie alle beneiden.

Und was spricht für einen älteren Hund? Es gibt viele Gründe, warum ältere Hunde abgegeben werden. Oft sind Trennungen oder Todesfälle der Grund. Es gibt aber auch Menschen, die krank werden und den Hund nicht mehr versorgen können oder sich aus anderen Gründen von dem Hund trennen wollen. Verurteilen Sie die Menschen nicht. Es ist ihr Recht, diese Entscheidung zu fällen. Schauen Sie sich einen solchen Hund in Ruhe an. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie einen gelassenen vierbeinigen Gefährten, der Ihnen viel Freude macht. Lösen Sie sich aber von dem Gedanken, dass ein Hund Sie mit Dankbarkeit überschüttet. Es gibt solche Fälle, aber erwarten Sie das lieber nicht. Ältere Hunde können sehr souverän sein. Sie sind meist abgeklärt, fügen sich gut in den Alltag ein und manche sind sogar hervorragende Streitschlichter, wo andere Hunde aggressiv werden. Ein solcher Schlichter ist ein Hund, den Sie in Gold aufwiegen können. Er fügt sich nach einer Eingewöhnungszeit in Ihr Leben. Erziehungsarbeit müssen Sie dann für gewöhnlich kaum leisten. Seien Sie lediglich konsequent, damit der Hund versteht wie Sie ticken. Geben Sie ruhig auch einem wirklich alten Hund ein Zuhause. Auch wenn die Zeit vielleicht knapp ist, alte Hunde haben einen besonderen Charme.

Fazit – vermeiden Sie folgende Kardinalfehler

  1. Schreien Sie Ihren Hund nie an. Beobachten Sie souveräne Hunde in Konflikten. Sie sind im Vergleich zu den unterlegenen Hunden leise.
  2. Kommandos, die auf dem Hundeplatz funktionieren, klappen nicht automatisch auch draußen. Wenn Sie das kennen, sind Sie unterwegs inkonsequent.
  3. Das Timing muss stimmen. Belohnen Sie sofort. Reagieren Sie auf die Körpersprache des Hundes.
  4. Verwirren Sie Ihren Hund nicht, indem Sie auf ihn einreden.

Titelbild: © snedorez/ stock.adobe.com

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