Frau liegt mit Kopf auf Schreibtisch

Boreout: Wenn Langeweile und Unterforderung krank machen

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39,6 Prozent aller Deutschen fühlen sich im Job nicht ausreichend gefordert. Der FAZ zufolge sind knapp zwei Drittel unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Das kann zu Boreout führen – einem bisher kaum erforschten Phänomen, das sich ähnlich negativ auf das eigene Wohlbefinden auswirken kann wie Burnout. Worum es sich bei Boreout handelt und wie Sie sich davor schützen können, verraten wir im Beitrag.

Ursachen für Boreout

Der Begriff Boreout leitet sich aus dem Englischen „to be bored“ ab und lässt sich grob mit „Ausgelangweilt sein“ übersetzen. Angelehnt ist der Begriff dabei an das weit bekanntere Wort Burnout, also dem „Ausgebrannt sein“.  Während Burnout durch Überforderung im Beruf entstehen kann, ist bei Boreout eher das Gegenteil der Fall. Dabei machen Unterforderung oder Langeweile im Job einen Menschen krank.

In die öffentliche Diskussion gelangte Boreout 2007 durch das Buch „Diagnose Boreout – Wenn Unterforderung im Job krank macht“ der Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter Werder. Fünf Jahre später berichtete die Zeit, „Boreout“ sei zur Volkskrankheit erklärt worden.

Vor allem Menschen, die in Bürojobs arbeiten, sind von Boreout betroffen, wenn sie zu wenige oder falsche Aufgaben bekommen. Dies kann der Fall sein, wenn Arbeiten wegrationalisiert, umstrukturiert oder automatisiert werden. Betroffene haben dann oft Angst, ihre Unterforderung einzugestehen – auch weil sie fürchten, ihren Job zu verlieren. Oder sie werden absichtlich nicht mehr mit Aufgaben betraut, weil ein Vorgesetzter oder das Unternehmen sie loswerden möchte.

Als offizielle medizinische Diagnose wird Boreout jedoch nicht verwendet. Menschen, die sehr stark an Boreout leiden, können aber eine Depression entwickeln. Deshalb sollte Boreout nicht unterschätzt, sondern bei den ersten Anzeichen entgegengesteuert werden.

Anzeichen für Boreout

Charakteristisch für Boreout sind Unterforderung, Langeweile und Desinteresse – und zwar im Dauerzustand. Es kann Angestellten schon einmal passieren, dass sie etwas Leerlauf haben. Sobald dies jedoch zur Norm wird, sollte man aufpassen. Wer keine Gelegenheit hat, seine Fähigkeiten und Kenntnisse zu beweisen oder Wertschätzung zu erfahren, der gibt auf. Es kommt zu einer „inneren Kündigung“, bei der der Betroffene schon mit seinem Arbeitsplatz abgeschlossen hat.

Jedoch täuschen die Betroffenen aus Angst, den Job zu verlieren, weiter vor, fleißig zu arbeiten. Man tippt auf der Tastatur herum, während man eigentlich nichts zu schreiben hat. Ausgedruckte Excel-Tabellen auf dem Schreibtisch sollen den Eindruck erwecken, dass man komplizierte Aufgaben lösen muss – dabei ist absolut nichts zu tun. Das Kaschieren der eigenen Misere und die fehlende Beschäftigung sowie Wertschätzung verursachen dann genauso wie beim Burnout jede Menge Stress.

„Die Symptome sind ähnlich wie beim Burnout“, erklärt auch Thorsten Bracher, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Klinikdirektor der Vitos Klinik für Psychosomatik Eltville, in der Welt. „Betroffene sind oft energielos, erschöpft, müde, antriebslos und in einer depressiven Stimmungslage.“

Außerdem kann es zu Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Magen-Darm-Beschwerden kommen.


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Folgen von Boreout

Der Stress, den Boreout auslöst, hat also ähnliche Auswirkungen wie ein Burnout. Dieser Stress kann die Gesundheit und die Psyche eines Menschen stark beeinflussen und der Auslöser vieler der oben genannten Beschwerden sein. Bei schweren Fällen kann das Boreout-Syndrom zu einer Erschöpfungsdepression oder Angststörungen führen und somit auch das Privatleben negativ beeinflussen.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht entsteht zudem dem Unternehmen, das den Betroffenen beschäftigt, ein finanzieller Schaden, da es ihm Lohn zahlt, ohne entsprechende Leistungen zu erhalten. Außerdem sind Menschen, die am Boreout-Syndrom leiden, öfter krank und machen mehr Fehler als zufriedene Arbeitnehmer.

Boreout vorbeugen

Meist nehmen Menschen, die vom Boreout-Syndrom betroffen sind, keine Hilfe in Anspruch, sondern sind vielmehr damit beschäftigt, ihre Situation zu kaschieren. Ein Grund dafür ist nicht immer nur die Angst um den Arbeitsplatz. Vielen Betroffenen fällt es auch schwer, sich und anderen zu gestehen, dass sie an Langeweile leiden. In einer Leistungsgesellschaft kann Boreout als Versagen empfunden werden.

Deshalb ist bei der Prävention von Boreout auch der Arbeitgeber gefragt: Vorgesetzte müssen darauf geschult werden, Anzeichen eines Boreout-Syndroms bei ihren Mitarbeitern zu erkennen. So kann das Führungspersonal mit einem betroffenen Angestellten ein offenes Gespräch suchen bzw. dessen Situation evaluieren. Vielleicht passen die Aufgaben nicht zu den Fähigkeiten des Mitarbeiters? Kann mehr Wertschätzung oder eine bessere Einbindung ins Team helfen? Ist vielleicht die Organisationsstruktur im Unternehmen das Problem und die Arbeitsbelastung falsch verteilt?

Eine offene Fehler- und Feedback-Kultur im Unternehmen kann ebenso den Mitarbeiter dazu motivieren, seine Probleme selbst anzusprechen.

Wenn das Leiden durch Boreout jedoch so weit fortgeschritten ist, dass eine depressive Verstimmung entsteht, kann oft nur eine psychotherapeutische Behandlung helfen.

Tipps gegen Boreout

  • Es ist im ersten Schritt wichtig, zu erkennen, ob Sie an Boreout leiden. Dazu können sie zum Beispiel ein Arbeits-Tagebuch führen. Darin beantworten Sie für sich Fragen wie: Wie viel habe ich heute gearbeitet? Habe ich die Arbeitszeit dazu genutzt, andere Dinge wie etwa Online-Shopping zu unternehmen? Hatte ich Spaß? Wie fühle ich mich, wenn ich nach Feierabend nach Hause komme?
  • Machen Sie sich positiven Stress! Stress ist subjektiv: Negative Auswirkungen hat er, wenn die Balance zwischen den inneren und äußeren Ansprüchen und den verfügbaren Ressourcen nicht mehr stimmt. Dagegen kann positiver Stress durch neue Herausforderungen und Aufgaben helfen, wieder Glück zu empfunden und Boreout zu besiegen. Suchen Sie sich also eigenverantwortlich neue Ausgaben und Ideen und gehen Sie aktiv auf Ihren Vorgesetzten zu.
  • Sprechen Sie über Ihre Situation: Fragen Sie Kollegen und Mitarbeiter, ob sie sich gegenseitig unterstützen können. Bieten Sie aktiv Ihre Hilfe an. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten und erklären Sie ihm Ihre Situation. „Das Wichtigste ist die Eigenverantwortung. Man muss selber etwas tun“, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Autoren und Unternehmensberater Philippe Rothlin. „Beschäftigte müssen aktiv vom Vorgesetzten Aufgaben einfordern. Und vielleicht auch ungefragt neue Dinge erarbeiten, und sich nicht der Langeweile ergeben.“
  • Aber auch mehr Erfüllung im Privatleben kann gegen das Boreout-Syndrom helfen. Suchen Sie sich neue Hobbys oder ein ehrenamtliches Engagement. Was wollten Sie schon immer einmal ausprobieren? Gibt es eine Sache, für die Sie sich engagieren wollen?
  • Hilfe bieten auch Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training. Sie können Ihnen dabei helfen, wieder mehr mit sich ins Reine zu kommen und vom Arbeitsalltag abzuschalten.
  • Schlussendlich raten Experten zur Kündigung und Jobsuche, wenn sich trotz aller Ihrer Bemühungen nichts an Ihrem Arbeitsplatz ändert. Vielleicht ist es auch sinnvoll, dabei den Horizont zu erweitern und auch außerhalb Ihrer Branche auf Jobsuche zu gehen. Wagen Sie einen Neuanfang.

Titelbild: © fizkes/ iStock.com

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