Frau mit Bandscheibenvorfall

Bandscheibenvorfall – Ursache, Symptome und Behandlung

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Hatten Sie schon einmal Rückenschmerzen? Laut Robert Koch Institut (RKI) bleiben nur 20 Prozent aller Deutschen davon verschont. 40 Prozent werden sogar von regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen geplagt. 800.000 Mal im Jahr wird ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert. Die Betroffenen sind häufiger weiblich als männlich und meist im Alter zwischen 45 und 55 Jahren. Doch was genau ist ein Bandscheibenvorfall? Wie kann man ihn frühzeitig erkennen oder sogar vermeiden?

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Zwischen jeweils zwei Wirbelkörpern der Wirbelsäule befinden sich die Bandscheiben. In ihrem Inneren steckt der sogenannte Gallertkern. Bei einer gesunden Bandscheibe besteht der Gallertkern aus zellarmem Gewebe, zirka 80 Prozent Wasser und wird vom harten, schützenden Faserring umgeben. Die Bandscheibe fungiert im Körper als eine Art Stoßdämpfer, die Erschütterungen abfedert und den Druck gleichmäßig auf die Wirbelkörper verteilt. Mit steigendem Alter sinkt der Wassergehalt im Gallertkern. Pufferfunktion und Elastizität der 23 Bandscheiben verringern sich, und es entstehen kleine Risse im Faserring. Infolgedessen kann sich der Gallertkern nach außen wölben und schließlich den Faserring durchbrechen. Es kommt zum Bandscheibenvorfall.

Ursachen für einen Bandscheibenvorfall

Genau wie beim Rest des Körpers lässt sich ein altersbedingter Verschleiß der Bandscheiben kaum vermeiden. Sie stehen täglich unter Druck und können sich lediglich nachts im Liegen erholen. Je älter der Mensch wird, desto spröder wird der Faserring. Der Gallertkern kann schwerer Wasser aufnehmen und die Bandscheibe verliert insgesamt an Elastizität. Zusätzliche Belastungen für den Körper wie Übergewicht, mangelnde Bewegung oder falsches Heben können diesen schleichenden Prozess stark beschleunigen und sogar bei jungen Menschen einen Bandscheibenprolaps verursachen. Auch Frauen in der Schwangerschaft sind verstärkt gefährdet, da die Bänder und Gelenke durch die Hormonproduktion weicher werden. Das wirkt sich auch auf die, aus Bindegewebe bestehenden, Faserringe der Bandscheiben aus.

Wie sehen die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall aus?

Viele Bandscheibenvorfälle treten symptomlos auf. Sie werden rein zufällig festgestellt. Ob Schmerzen auftreten, hängt davon ab, ob das austretende Gewebe aus dem Gallertkern auf umliegende Nerven drückt. Durch die starke Reizung der Nervenwurzeln kommt es dann zu Schmerzen. Dieser Prozess wird auch Diskushernie genannt.

Die Hauptlast unseres Körpers muss die Lendenwirbelsäule tragen. Daher treten etwa 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle in dieser Region auf. Bei einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (LWS) kommt es zu einem stechenden Schmerz im unteren Rücken, der bis ins Bein oder in den Fuß ausstrahlen kann. Die Muskulatur, die die Wirbelsäule umgibt, verhärtet sich und wird steif, weshalb die Rückenschmerzen durch Bewegung oder Husten und Niesen verstärkt werden. Begleiterscheinungen können Empfindungsstörungen wie „Ameisenlaufen“ oder Kribbeln sein. In besonders schwerwiegenden Fällen treten Lähmungserscheinungen sowie Urin- und Stuhlinkontinenz auf. Ist dies der Fall, könnte eine Bandscheiben-OP notwendig sein.


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Wesentlich seltener als der Bandscheibenvorfall LWS tritt ein Bandscheibenvorfall im Nacken auf. Ein Prolaps in der Halswirbelsäule (HWS) geht häufig mit Nackenschmerzen einher, welche möglicherweise bis in die Arme und Schulterblätter ausstrahlen. Zusätzlich auftreten können:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Tinnitus
  • Konzentrationsstörungen
  • Störungen des Gleichgewichts

Diagnose eines Bandscheibenvorfalls

Bei unklaren Rückenschmerzen sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Eine gründliche Befragung zu den Beschwerden kann bereits aufklären. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenschaden wird Ihr Hausarzt Sie an einen Spezialisten überweisen. Dieser wird mit Ihnen folgende Fragen besprechen:

  • Wo überall tritt Schmerz auf?
  • Wie lässt sich dieser beschreiben?
  • Seit wann besteht er?
  • Haben Sie schwere Lasten getragen?
  • Verstärkt er sich durch Husten, Niesen oder Bewegung?

Auf Basis der Anamnese lässt sich der Verdacht bestätigen oder widerlegen. In Kombination mit einer Tast-, Klopf- und Druckuntersuchung der Rückenmuskulatur können Rückschlüsse gezogen werden, auf welcher Höhe der Bandscheibenvorfall vorliegt.

Im folgenden Schritt kann durch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) die konkreten Veränderungen ausfindig gemacht werden. Nicht nur können Größe, genaue Lokalisation oder Ausmaß bestimmt werden, sondern auch in welche Richtung der Bandscheibenvorfall erfolgt ist.

Drückt die Masse des Bandscheibenkerns nach hinten – Richtung Rückenmark – so liegt ein medialer Bandscheibenvorfall vor. Drückt sie seitlich, handelt es sich um einen lateralen Bandscheibenvorfall. In den meisten Fällen rutscht der Gallertkern jedoch zwischen die Zwischenwirbellöcher und den Rückenmarkskanal. Dies wird als mediolateraler Bandscheibenvorfall bezeichnet.

Krankheitsverlauf und Prognose

Ein Bandscheibenvorfall kommt normalerweise nicht aus heiterem Himmel, sondern entwickelt sich über die Jahre. Viele bleiben unbemerkt. Treten die Symptome dann auf, kann es sich für den Betroffenen doch recht plötzlich anfühlen. Sobald die Schmerzen spürbar sind, spricht man von der akuten Phase. Eine Person mit akutem Bandscheibenvorfall kann mit der richtigen Behandlung nach wenigen Wochen bereits wieder schmerzfrei leben. Ein erneuter Vorfall kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Auch eine Chronifizierung der Schmerzen ist möglich. Besonders Patienten im hohen Alter sind davon betroffen. Eine exakte Prognose lässt sich jedoch nicht erstellen.

Wie wird ein Bandscheibenvorfall behandelt?

Bereits der Hausarzt kann sich als große Hilfe herausstellen. Andernfalls erfolgt eine direkte Überweisung an einen Orthopäden. Bei bis zu 90 Prozent aller Fälle können sich die Beschwerden durch eine konservative Therapie deutlich verbessern und innerhalb weniger Wochen sogar komplett verschwinden. Zur konservativen Therapie gehören:

  • Medikamente, um die Schmerzen zu lindern
  • Wärme, um die Durchblutung anzuregen und die versteifte Muskulatur zu lockern
  • Physiotherapie, um die Rückenmuskulatur zu stärken
  • Krankengymnastische Übungen, um die Wirbelsäule zu entlasten

Bei konsequenter Umsetzung der Therapiemaßnahmen und Übungen zu Hause sollten die Bandscheibenprobleme nach zwei Monaten verschwunden sein  oder zumindest einen deutlichen Schritt in Richtung Besserung gemacht haben. Eine Bandscheibenoperation ist nur in seltenen Fällen notwendig.

Prophylaxe – Bandscheibenvorfälle vorbeugen

Schmerzen möchte man in der Regel vermeiden. Aber wie kann man einem Bandscheibenvorfall vorbeugen? Eine starke Rückenmuskulatur bildet die Grundlage. Viel Bewegung durch Gymnastik und Sport sind essenziell. Wer besonders schonend mit seiner Wirbelsäule umgehen möchte, betreibt rückenfreundliche Sportarten wie Schwimmen, Walken oder Radfahren. Auch Fitnessstudios bieten häufig Kurse speziell für die Stärkung der Rückenmuskulatur an. Menschen, die sich viel bewegen, leiden seltener an Übergewicht und senken somit automatisch ihr Risiko auf einen Bandscheibenvorfall. Ein besonders wichtiger Punkt ist ein ergonomischer Arbeitsplatz. Besonders die richtige Sitzhöhe und dementsprechend die richtige Anpassung der Schreibtischhöhe sind für sitzende Tätigkeiten von Bedeutung. Viele moderne Schreibtische sind daher bereits höhenverstellbar. Welche Ansprüche Sie für die Ausstattung Ihres Arbeitsplatzes haben, können Sie in unserem Artikel „Ergonomie am Arbeitsplatz – welche Rechte habe ich?“ nachlesen

Wohin kann ich mich wenden? – Wo finde ich Informationen?

Sollten Sie den Verdacht haben, einen Bandscheibenvorfall erlitten zu haben, ist die erste Anlaufstelle Ihr Hausarzt oder behandelnder Orthopäde. Hier wird eine ausführliche Anamese durchgeführt und die weiteren Schritte mit Ihnen besprochen.  Nach erfolgter Diagnose erhalten  Sie ausführliche Informationen zur Behandlung und Therapie vom Facharzt. Meist ist eine Behandlung durch einen Physiotherapeuten vorgesehen, der Ihnen auch Übungen für zu Hause mitgeben wird. Auch Krankenkassen und Fitnessstudios mit gut ausgebildeten Trainern geben gerne Auskunft darüber, wie man seinen Alltag rückenfreundlich gestalten kann.  

Titelbild: © metamorworks / iStock.com

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