Zwei kleine Jungen spielen in einem See

Badespaß in der Natur – welche Gefahren sind zu beachten?

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Letzte Aktualisierung 2023

Der Sommer ist endlich da und die heißen Temperaturen laden zu einer Abkühlung in Flüssen und Seen ein. Doch Experten der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft mahnen zur Vorsicht. Denn das Baden in natürlichen Gewässern bringt jedes Jahr leichtsinnige Badegäste und unerfahrene Schwimmer in Gefahr. Aber auch körperlich fitte Personen sollten die Tücken der Naturgewässer nicht unterschätzen. Temperaturgefälle, Strömungen und fehlende Hilfestellung im Notfall können lebensgefährlich sein. Auf welche Gefahren Sie beim Baden in der Natur achten sollten, erfahren Sie in unserem Beitrag.

Ertrinkungsstatistik: Unterschätzte Gefahren beim Baden in offenen Gewässern

Dass Baden in offenen Gewässern gefährlich ist, zeigt die jährliche Ertrinkungsstatistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG). Demnach sind 2022 insgesamt 355 Personen ertrunken. Die meisten von ihnen verunglückten dabei in Flüssen und Seen. Insgesamt 252 Menschen sind in solchen natürlichen Gewässern ums Leben gekommen. Zum Vergleich: Im Schwimmbad starben nur 13 Personen.

Die meisten tödlichen Badeunfälle ereignen sich dabei laut der Pressemitteilung der DLRG bei Personen über 50 Jahren. Besonders ältere Menschen sind laut Statistik also gefährdet. Der Grund: Sie überschätzen ihre Schwimmkraft und –ausdauer. Mit oft tödlichen Folgen. Hier sind gerade Seen oder Flüsse wegen ihrer Tiefe oder der Strömung gefährlich.

8 Tipps, um Gefahren im Naturgewässer zu meiden

 Auch, wenn Seen und Flüsse für den Betrachter relativ ruhig aussehen, bergen sie für Schwimmer gefährliche Tücken. Durch die fehlende Sichtbarkeit strömender Stellen und dem Anschein eines seichten Gewässers unterschätzen viele Schwimmer die Gefahr. Deshalb sollten Sie in unbekannten Gewässern folgende Tipps befolgen:

  1. Baggerseen meiden
    Besonders Baggerseen sind für unerfahrene Schwimmer gefährlich. Zwar ist das Gewässer ruhig, dafür liegt die Gefahr in der Tiefe. Denn die meisten Baggerseen haben relativ flache Ufer, die jedoch in einer schlagartigen Abbruchkante enden. Ab dort wird das Wasser sehr tief. Die Kante ist dabei kaum erkennbar und birgt für unerfahrene Schwimmer damit große Gefahr. Achten Sie also darauf, dass Schwimmanfänger am Ufer bleiben.
  2. Strömungen nicht unterschätzen
    In Flüssen gibt es oftmals unterschätzte Strömungen, die Schwimmer mitreißen können. Selbst, wenn diese Strömungen harmlos aussehen, können sie so stark sein, dass ein dagegen Anschwimmen nicht mehr möglich ist. Doch nicht nur Flüsse besitzen Strömungen. Auch Seen besitzen oftmals reißende Strömungen, die an der Oberfläche kaum oder gar nicht zu sehen sind. Die DLRG warnt deshalb davor, zu weit in einen See hineinzuschwimmen. Bleiben Sie, wenn möglich, am Ufer oder gehen Sie nur brusthoch ins Wasser. Auch parallel zum Ufer zu schwimmen, bietet Sicherheit.
  3. Bewachte Badegelegenheiten nutzen
    Das oberste Gebot bei Badeausflügen lautet: Schwimmen Sie nur in gekennzeichneten und bewachten Bereichen. Achten Sie zudem auf offiziell bekanntgegebene Badezeiten. Oft sind gerade im Spätsommer Flüsse reißend und im Hochsommer Badeseen hinsichtlich der Wasserqualität schlecht. Achten Sie auch auf den Schiffsverkehr. Informieren Sie sich gegebenenfalls bei der örtlichen Wasserwacht, welche Badegebiete sicher sind.
  4. Langsam ins Wasser
    Zu vermeiden sind unüberlegte Sprünge ins kalte Nass. Auch, wenn die Verlockung an einem sonnigen Tag groß ist, möglichst schnell die Abkühlung zu suchen, sollten Sie von einem unüberlegten Sprung absehen. Dieser kann bei steinigen oder bewachsenen Uferstellen schnell zu Verletzungen führen. Zudem führt der Temperaturunterschied zwischen Wasser und Luft oft zu Kreislaufproblemen. Ein Sprung ins kalte Wasser kann dann zu starkem Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen. In den meisten Fällen ist das Wasser an Küsten oder Binnengewässern nämlich nicht wärmer als 17 oder 18 Grad. Bei Temperaturen über 30 Grad außerhalb der Gewässer kann der Körper den „Kälteschock“ nicht verarbeiten.
  5. Naturschutz beachten
    Viele Seen liegen in Naturschutzgebieten. Dort sind gerade die Uferzonen mit Schilfgürteln versehen und eignen sich für heimische Tierarten als Brut- und Laichgebiete. Unvorsichtige Badegäste zerstören hier Lebensraum für Fische und Wildvögel. Achten Sie deshalb auf die Beschilderungen und gehen Sie nicht im Naturschutzgebiet baden.
  6. Kein Alkohol
    Ein Bier am See und dann die Abkühlung. Die Kombination Alkohol und Baden endet in vielen Fällen jedoch tödlich. Durch den Alkohol werden die körperliche Leistungsfähigkeit und die Koordination geschwächt, die dringend für das Schwimmen benötigt werden. Hinzu kommen ein vom Alkohol herbeigeführter Übermut und Leichtsinnigkeit. Fehleinschätzungen, die häufig tödlich enden, sind die Folge. Deshalb sollten Sie nach dem Alkoholkonsum keinesfalls mehr Schwimmen gehen.
  7. Gefahrenstellen umschwimmen
    Brückenpfeiler oder Schifffahrtsrinnen sollten großflächig umschwommen werden. Denn gerade diese Stellen verändern die Strömungsverhältnisse rapide und werden deshalb häufig unterschätzt. Achten Sie zudem auch auf Treibgut, das im Wasser schwimmt, oder auf Unterwasserhindernisse, die Sie beim Schwimmen einschränken könnten.
  8. Erschöpfung erkennen
    Lernen Sie, sich selbst einzuschätzen. Bei den ersten Anzeichen von Erschöpfung sollten Sie sofort mit der Strömung ans Ufer schwimmen. Ist das Wasser zudem kalt, ist die Anstrengung für den Körper größer. Als Faustregel gilt: Wer anfängt zu frieren, sollte zurückschwimmen. Auch ist es ratsam, niemals alleine schwimmen zu gehen.

Badezonen und Flaggen – welche Hinweise gibt es?

Sommer ist Urlaubszeit. Viele Deutsche zieht es dabei an den Strand oder nahegelegene Binnengewässer. Um auf Gefahren, wie hohe Wellen, starke Strömungen oder sich schnell verändernde Gezeiten hinzuweisen, gibt es bereits seit dem 01. Juli 2008 international gültige Wassersicherheitszeichen sowohl an Stränden als auch Seen. Diese zeigen mittels Strandsicherheitsflaggen an, ob das Schwimmen erlaubt und ungefährlich ist. Eingeführt wurden die Flaggenregeln von der International Standardization Organization (ISO), die die Farben rot und gelb für die Signalgebung der Flaggen entwickelte. Doch was bedeuten die Flaggen eigentlich und wie müssen Badegäste die Farbgebung deuten?

  • Rot-Gelbe Flagge
    Der Strand- oder Seeabschnitt wird mit einer rot-gelben Flagge gekennzeichnet, wenn das Badegebiet von Rettungsschwimmern bewacht wird. Die Flaggen stehen in einem Abstand von 50 bis 200 Metern.
  • Rot-Gelbe Flagge & gelbe Flagge am Mast
    Eine zusätzlich am Mast befestigte gelbe Flagge zeigt an, dass die Wachstation zwar besetzt ist (rot-gelbe Flagge), das Baden jedoch besonders für ungeübte Schwimmer, Kinder oder Personen mit körperlichen Einschränkungen aufgrund ungeeigneter Wasser- oder Wetterbedingungen nicht empfohlen wird.
  • Rote Flagge am Mast
    Eine einzelne rote Flagge zeigt an, dass die Wachstation nicht besetzt ist und generelles Badeverbot gilt. Besonders in der Nacht oder aufgrund akuter Gefahrenlagen wie Strömungen, Wellen oder Wasserverschmutzung sollten Badegäste nicht ins Wasser gehen.
  • Weiß-Schwarze Flagge
    Eine schwarz-weiß geviertelte Flagge zeigt an, dass der Abschnitt für Wassersportgeräte wie Surfbretter, Segelbote oder Jetskis freigegeben ist. Schwimmen ist hier verboten. Damit wird besonders die Gefahr für Badegäste verringert, die von den Wassersportlern übersehen werden könnten.

Tipps zur Wassersicherheit von Kindern

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage sind rund 58 Prozent der Grundschüler Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer. Und die Tendenz ist steigend. Damit kann mehr als jedes zweite zehnjährige Kind nicht mehr richtig schwimmen. Besonders bei Kindern hat dies gravierende Folgen. Und auch unter den Erwachsenen äußert sich die schlechte Schwimmfähigkeit zunehmend. Etwa 52 Prozent der Erwachsenen gaben bei einer Befragung 2017 an, nicht richtig oder gar nicht schwimmen zu können. Der Grund für die sinkende Schwimmfähigkeit liegt vor allem an der fehlenden Pflichtveranstaltung in Schulen. Lediglich ein Viertel aller Grundschulen haben Zugang zu einem Schwimmbad und bieten schulische Schwimmkurse an. Eltern sollten sich deshalb rechtzeitig um einen privaten Schwimmkurs für ihre Kinder bemühen und regelmäßig mit den Kindern im flachen Wasser unter Aufsicht üben. Ein Seepferdchen-Abzeichen bedeutet nicht, dass das Kind ein erfahrener Schwimmer ist. Das Trainieren der Schwimmfähigkeit ist essentiell und bewahrt Kinder und Jugendliche vor dem Ertrinken.

Besonders Kinder und Jugendliche neigen dazu, ihre Schwimmfähigkeiten im Wasser zu überschätzen. Behalten Sie deshalb ihre Kinder stets im Auge. Kleinkinder sollten immer in „Griffnähe“ zu den Eltern schwimmen. Kinder oder Jugendliche sollten zudem nie alleine Schwimmen gehen und immer in bewachten Bereichen baden.


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Da Kinder und Jugendliche häufig die Gefahren beim Schwimmen nicht einschätzen können, ist elterliche Aufklärung gefragt. Weisen Sie Ihre Kinder auf mögliche Gefahrenquellen hin und vermeiden Sie, dass sie die Tücken der Naturgewässer unterschätzen.

Neben den Gefahren beim Schwimmen birgt auch die Sonne ein hohes Risiko. Kinder, die stundenlang in seichtem Gewässer plantschen, können schnell einen Sonnenstich oder Hitzschlag bekommen. Aber auch ein Sonnenbrand ist für Kleinkinder gefährlich. Worauf Eltern beim Sonnenbad achten sollten, erfahren Sie in unserem Beitrag „Sonnenschutz von Kopf bis Fuß – Babys & Kinder richtig schützen“.

Wie ist im Ernstfall zu reagieren?

Ertrinkende Personen führen einen Kampf gegen die Zeit. Denn sich ohne ausreichende Schwimmkenntnisse oder mit hoher Erschöpfung über dem Wasser zu halten, ist nur kurze Zeit  möglich. Nach vier bis fünf Minuten unter Wasser ist dann der Sauerstoffmangel so groß, dass ein Herz-Kreislauf-Stillstand eintritt. Deshalb ist sofortige Hilfe notwendig.

Dabei ist das Erkennen eines Notfalls häufig schwierig. Denn aufgrund des Überlebenskampfes ist es dem Ertrinkenden nicht möglich, um Hilfe zu rufen. Auch winken oder andere Hilfegesten sind nur bedingt anwendbar. Hinzu kommt, dass Gefahrensituationen bei Kindern nicht erkannt werden, da Passanten von einer Spielsituation ausgehen. Besonders häufig schlagen Ertrinkende jedoch mit den Händen auf das Wasser und überstrecken den Hals, um an Luft zu kommen. Beobachten Sie eine solche Situation, sollten Sie sofort reagieren. Beachten Sie bei der ersten Hilfe folgende Tipps:

  • Für Ersthelfer gilt: Die Eigensicherung geht vor. Sollten Sie also eine ertrinkende Person erkennen, jedoch nicht selbst helfen können, fragen Sie umstehende Personen und rufen den Rettungsdienst (Notruf: 112). Bewahren Sie Ruhe und schildern Sie dem Notrufteam das Geschehen vor Ort.
  • Trauen Sie es sich zu, den Ertrinkenden ans Ufer holen zu können, sollten Sie sich zuvor nach Hilfsmitteln umschauen. Rettungsringe, Schwimmwesten oder andere schwimmende Gegenstände können im Notfall zugeworfen oder zur Rettung mitgenommen werden. Zudem dienen solche Hilfsmittel auch der Eigensicherung. Ertrinkende geraten meist in Panik, schlagen wild um sich oder klammern sich an den Retter. Dadurch kann auch dieser in Gefahr geraten.
  • Sollten keine Hilfsmittel zur Verfügung stehen, schwimmen Sie von hinten an die zu rettende Person heran. Damit hat diese keine Möglichkeit, sich an Sie zu klammern und ihren Retter damit in Gefahr zu bringen. Beherrschen Sie den Rettungsschwimmer, wenden Sie diese Technik an. Dabei schwimmen Sie auf rücklings und halten den Ertrinkenden mit dem Bauch nach oben fest.
  • Schätzen Sie Ihre Kondition richtig ein. Eine Person vor dem Ertrinken zu retten, ist ein enormer Kraftakt. Bewahren Sie daher Ruhe, wenn Sie zum Ufer schwimmen, und sparen Sie durch langsame und kontrollierte Bewegungen Kraft.
  • Nachdem Sie am Ufer angekommen sind, überprüfen Sie das Bewusstsein und die Atmung. Ist die Person bei Bewusstsein und ist die Atmung vorhanden, legen Sie die Person in die stabile Seitenlage. Decken Sie die Person gegebenenfalls zu, um eine Unterkühlung zu vermeiden. Ist keine Atmung vorhanden, beginnen Sie mit einer Herzdruckmassage (30x) und Beatmung (2x). Warten und wiederholen Sie die Wiederbelebung, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Titelbild: © EvgeniiAnd / iStock.com

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